Regungslos stand sie (...) und dachte zurück an ihre Ankunft - an drei junge Frauen, die voller Hoffnung an Deck standen und dem Abenteuer ihres Lebens entgegensahen. (Seite 416)

 

Cover: Sehnsucht nach Sansibar

 

Zum Inhalt

Nachdem sie einen Skandal provoziert hat, wird die Reederstochter Victoria Wesermann von ihren Eltern nach Sansibar in die „Verbannung“ geschickt. Unterwegs trifft sie Juliane von Braun und Antonia Geisenfelder, die auf dem gleichen Schiff wie sie reisen. Die drei schließen Freundschaft und halten auch nach der Ankunft auf Sansibar Kontakt. Dort finden sie sich in sehr unterschiedlichen Welten wieder und müssen mit ihrer Vorstellung von Sansibar und der dann angetroffenen Realität zurecht kommen.  

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Mit dem Begriff „Sansibar“ verbinde ich eher unangenehme, unerfreuliche Erinnerungen an die Schulzeit bzw. den Deutschunterricht. Und seit damals habe ich kein Buch mehr angefaßt, das irgend etwas mit Sansibar, sei es im wörtlichen oder übertragenen Sinne, zu tun hatte. Bis ich auf dieses Buch stieß.

„Sehnsucht“ nach Sansibar habe ich zwar immer noch keine, und so ganz erschließt sich mir auch nicht, wie man sich dorthin sehnen kann, aber das Buch habe ich dennoch gerne gelesen. Es hat mich in eine Welt entführt, von der ich bisher sehr wenig wußte.

Nachdem die Geschichte mit einem handfesten Skandal begonnen hatte, befindet sich Viktoria Wesermann also auf der Reise nach Sansibar. Unterwegs macht sie die Bekanntschaft mit der Winzertochter Juliane von Braun und der Forschungsreisenden Antonia Geisenfelder. Da alle drei das gleiche Reiseziel haben, vereinbaren sie, in Kontakt zu bleiben. Dort angekommen, finden sie sich jedoch in sehr verschiedenen Umgebungen und Kreisen wieder. Und so muß jede der drei sehen, wie sie mit der fremden Umgebung und den ungewohnten Situationen zurecht kommt.

Da ich direkt zuvor "Der stille Don“ gelesen hatte, hatte es dieses Buch etwas schwer, ist es doch so ganz anders. Insofern sind meine Eindrücke sehr subjektiv, denn die Naturschilderungen Scholochows haben die Meßlatte dermaßen weit hoch gelegt, daß sie kaum noch erreichbar ist. Aber das soll dieses Buch wohl auch gar nicht.

Die drei Hauptdarstellerinnen mit ihren je eigenen Problemen und Schwierigkeiten konnte ich mir in der recht plastisch geschilderten, auch was die - ähm - Duftnoten betrifft, Welt gut vorstellen. Von Sansibar um 1888 erhielt ich einen Eindruck und habe mir mehrfach - ohne eine Antwort zu finden - die Frage gestellt, ob ich denn damals hätte dort leben wollen. Manche Entwicklung ist sicher abzusehen, anderes wiederum nicht, so daß auch für Überraschungen gesorgt ist.

Gut gefallen hat mir, daß immer wieder historische Details eingeflochten wurden. Im Nachwort gibt die Autorin einige Hinweise und Erläuterungen dazu. Schön fand ich auch die Karte am Beginn des Buches, wenngleich ich zugeben muß, daß ich denn doch noch meinen Atlas zu Rate gezogen habe, der mit seinen etwas moderneren Karten mir die Geographie besser vor Augen führen konnte.

Das Buch hat sich sehr flüssig lesen lassen und mir ein paar schöne Stunden bereitet. Es ist in sich abgeschlossen; sollte es jedoch irgendwann einmal eine Fortsetzung geben, würde ich die sicherlich auch lesen.  

 

Kurzfassung

Drei junge Frauen müssen sich auf Sansibar zurechtfinden. So könnte die Begegnung „Occident - Orient“ damals wohl wirklich stattgefunden haben.  

 

 

Bibliographische Angaben

444 Seiten, kartoniert. Verlag: Goldmann Verlag, München 2012