Mit all seinen Service- und Dienstleistungen macht uns Amazon zu gläsernen Konsumenten und transformiert unsere demokratischen Grundrechte in eine smarte Diktatur, totale High-Tech-Überwachung inklusive. (Seite 81)

 

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Amazon verdrängt immer mehr die bisherigen Händler und duchdringt mehr und mehr das tägliche Leben. Inzwischen steht sein „Alexa“ in vielen Haushalten, um das Leben zu erleichtern. Doch ist das wirklich eine Erleichterung? Und was ist der Preis, der dafür zu bezahlen ist - jenseits des bloßen Kaufpreises? Ist Amazon der Orwellsche „Big Brother“, wie der kürzliche Skandal um das Mitschneiden von Alexa-Befehlen denken lassen könnte?

 

 

 

Meine Meinung

Das moderne Leben kann so einfach sein. Sucht man etwas - gehe man auf die Amazon Webseite. Will man etwas kaufen - findet man es bei Amazon. Oder anders: erst mal Amazon, und nur, wenn es da nicht zu finden ist, haben andere eine Chance. Ganz einfach eben.

Aber ist das Einfache immer das Gute? Und vor allem das Richtige? Was für Folgen zeitigt es, wenn immer mehr Menschen „alles aus einer Hand“ beziehen - eine „Hand“, die hemmungslos Daten sammelt und verknüpft, groß im vermeiden von Steuern, aber mindestens ebenso groß im Kassieren von Subventionen der öffentlichen Hand ist (vgl. S. 39)?

Es gibt Science Fiction Filme und Serien (Continuum fällt mir da zum Beispiel ein), in der eine Zukunft geschildert wird, in der wenige Konzerne die Macht über alles haben - einschließlich der Politik. Irgendwann fing solch eine Entwicklung an - und der Autor weist darauf hin, daß wir am Beginn genau einer solchen Entwicklung stehen.

Amazon ist nicht nur ein „Kaufhaus“, sondern auch der größte Cluod-Betreiber der Welt. Viele (auch große) Firmen nutzen diesen Service, Behörden ebenfalls - und sogar die CIA. Auf Servern, die in den USA stehen. Wo keine DSGVO gilt. Und die NSA erfahrungsgemäß mal so eben jeden ausspioniert, den sie möchte. Wie dumm muß man eigentlich sein, seine Daten dermaßen auf einen Präsentierteller zu legen?

In Amerika wurden in den letzten zehn Jahren ca. 85.000 lokale Einzelhändler und 35.000 Hersteller vom Markt verdrängt (vgl. S. 44). Sieht so die „Jobmaschine“ Amazon aus? Es wäre interessant zu betrachten, wie das Verhältnis beispielsweise für Deutschland aussieht.

Durch den Marketplace hat Amazon einen sehr guten Überblick, was läuft und was nicht. Und wenn etwas läuft - macht man es eben selbst, um möglichst viel zu verdienen. Das ist von Hause aus weder anrüchig noch verboten. Aber es zeigt, wohin eine Marktwirtschaft, in der das Recht des Stärkeren regiert, führt. „Der Stärkere macht den Schwächeren platt. The winner takes it all. So läuft das eben, wenn sich Märkte völlig unreguliert entfalten.“ (S. 63)

Oder wie schreibt der Autor so schön auf S. 14: „Die Zukunft, auf die wir uns einlassen, ist die Gegenwart, in der wir leben werden.“ (nach Edward Snowden) Mag jeder für sich selbst entscheiden, in was für einer Gegenwart er leben möchte. In einer Amazon-Gegenwart möchte ich jedenfalls nicht leben.

Mein Fazit

Amazon ist auf dem Weg zum Monopol. Der Autor zeigt auf, was das für die Gesellschaft und den einzelnen Menschen für Folgen hat und zwingt zum Nachdenken darüber, ob man wirklich alles bei Amazon kaufen und von Amazon erledigen lassen sollte, will man auch künftig ein freies Leben in einem demokratischen Land führen.

 

Über den Autor (Verlagsangabe)

Johannes Bröckers, Jahrgang 1960, studierte Germanistik und Europäische Ethnologie in Marburg und arbeitete als Journalist, Texter und Creative Director in der Werbung. 2000 gründete er pleasant_net, das Büro für strategische Beeinflussung. Er lebt und arbeitet als Marketingberater, Autor und Dozent in Frankfurt am Main.

Bibliographische Angaben

94 Seiten, kartoniert
Verlag: Westend Verlag, Frankfurt/M. 2018. ISBN 978-3-86489-251-6

 

 

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