We are neither of us the people we were then. / Keiner von uns ist noch der, der er damals war. (Seite 308)

 

Cover: Death Comes To Pemberley

 

Zum Inhalt

In der Nacht vor dem großen Herbstball kommt Lydia völlig aufgelöst auf Pemberley an. Ihr Mann sei ermordet worden. Der Suchtrupp, der gleich aufbricht, findet Wickham blutbesudelt und über der Leiche eines Kameraden kniend. Aber ist er auch wirklich der Mörder? auf Pemberley beginnt eine schwere Zeit der Suche nach der Wahrheit.  

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Wohl zu kaum einem anderen Buch gibt es so viele „Sequels“ als zu Jane Austens „Stolz und Vorurteil“. Unbekannte wie renommierte Autoren haben sich an einer Fortsetzung versucht, von denen etliche mehr, andere weniger gelungen sind. Hier haben wir das Werk einer weithin anerkannten Autorin, und auch einige Zeit nach Beendigung des Lesens bin ich mir nicht so ganz sicher, ob das Buch nun gelungen ist oder nicht.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Geschichte gut erzählt ist und daß es auf eine ausgeklügelte, in sich stimmige Lösung zuläuft. Für sich genommen hätte mich als Nicht-Krimileser dieses Buch voll überzeugt. Aber es ist nunmal die Fortsetzung eines sehr bekannten Buches. Das wohl vertraute Personal tritt auf und wird in Vorfälle verwickelt, von denen Jane Austen möglicherweise nicht mal eine Vorstellung hatte, daß sie ihren Figuren zustoßen könnten. Und das ist - für mich - die Crux. Sicher gab es damals solche Dinge. Die Entwicklung hin zum Finale ist glaubwürdig, in sich schlüssig (obwohl am Ende einige Überraschungen auf den Leser warten) und könnte in der Zeit wirklich so passiert sein.

Aber paßt das zum Vorbild? Ich habe direkt zuvor „Pride And Prejudice“ (= „Stolz und Vorurteil“) gelesen und dieses sowie die dortige Charakterisierung der Figuren sehr präsent gehabt. Die neue Geschichte spielt rund sechs Jahre nach dem Ende des Originals und fügt sich nahtlos an. Nur die Figuren haben sich doch, teilweise sehr, verändert. Das betrifft vor allem dem Colonel, der hier über weite Strecken eine ganz andere Person ist, als man sie in Erinnerung hat. Dafür wird gegen Ende zwar eine Erklärung gegeben, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob die wirklich ausreichend ist.

Auch Mr Darcy und Elizabeth erscheinen mir verändert. Vor allem für Mr Darcy gibt es etliche Stellen im Buch, die sein verändertes Verhalten erklären sollen und es bis zu einem gewissen Grade auch tun. Aber so ein Rest Verwunderung, was aus den beiden in sechs Jahren Ehe geworden ist, bleibt schon.

Lydia und Wickham hingegen sind so, wie wir schon kennen. Auch die Collinses sind sich treu geblieben und Lady Catherine de Bourgh sowieso. Ich schätze, daß es P. D. James einen geradezu diebischen Spaß bereitet haben muß, den - wenn auch nur brieflichen - Auftritt der Patronin von Mr Collins zu schreiben. Das war die Lady Catherine de Bourgh, wie sie nur zu bekannt ist.

Positiv aufgefallen ist mir, daß die vielen meist unsichtbaren Geister, lies Hausangestellten, auch ihre Erwähnung fanden und Auftritte hatten. Nur vermute ich, daß die Autorin sich etwas mit der Zahl vertan hat. Denn mit etwa sechzehn Bediensteten war ein Haus wie Pemberley gewißlich nicht am Laufen zu halten. Aber das nur am Rande.

Die Geschichte selbst entwickelt sich in angemessenem Tempo und schien mir in sich schlüssig und folgerichtig zu sein. So etwas könnte sich zu jener Zeit tatsächlich zugetragen haben. Was mir schließlich etwas zu viel wurde, war das Maß an tragischen Verwicklungen, das mehr und mehr sichtbar wurde. Das hatte (stimmungsmäßig) mit der Vorlage nicht mehr viel zu tun und hat mich mehr als nur irritiert.

Und deshalb bin ich am Ende sehr zwiegespalten, wie mir das Buch gefallen hat. Für sich genommen eine gut ausgedachte Geschichte, die zwar mehr oder weniger gut ausgeht, aber durch die Tragik der Geschehnisse dennoch umschattet bleibt. Das Buch hat mich eher melancholisch/depressiv denn befriedigt zurückgelassen. Diese Düsternis steht für mich im Widerspruch zur Helligkeit des Vorbildes. Insofern weiß ich noch nicht, wie mir das Buch in Erinnerung bleiben wird. Von so einem Sequel erwarte ich instinktiv, daß es sich auch stimmungsmäßig an das Original anlehnt. Das ist hier - zumindest für mich - nicht der Fall.

Wer auch stimmungsmäßig in die Welt der Jane Austen zurückkehren möchte, wird nicht so richtig zufriedengestellt, wer eine reine Kriminalgeschichte erwartet, wird mit dem Buch gut bedient sein.  

 

Kurzfassung

Ein Mord und seine Aufklärung auf dem Gut Pemberley. Die bekannten Figuren müssen eine dunkle Zeit durchleben.  

 

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Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

310 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag; Faber & Faber, London 2011; ISBN 978-0-571-28357-6
Deutsche Ausgabe: 383 Seiten, gebunden, aus dem Englischen von Michaela Grabinger; Droemer Verlag, München 2013 

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