Aber wie sagte Mariele immer so schön? Willst du Gott lachen sehen, dann mach einen Plan. Und das hatte sich erst gerade wieder bewahrheitet. (Seite 184)

 

Cover: ObstblütenträumeZum Inhalt

Zum Leidwesen ihres Vaters übernimmt Paula nach dem Tod ihres Großvaters dessen Bauernhof in der Eifel. Voller Elan beginnt sie, diesen zu einem Biobauernhof zu entwickeln. Um Feriengäste beherbergen zu können - und sich so ein weiteres Einkommen zu sichern -, baut sie drei Holzhütten. Den Innenausbau übernimmt der Tischler Theo. Schon bald verbindet die beiden mehr als nur berufliches Interesse. Doch beide sind beziehungsgeschädigt und die Finanzierung des Hofes steht auf wackeligen Füßen. Da passiert eine Katastrophe, die alles infrage stellen könnte...

 

 

 

 

Meine Meinung

Pläne macht die Hauptfigur Paula deren einige, und wie das obige Zitat andeutet, hat Gott (oder die Autorin?) nichts Besseres zu tun, als darüber zu lachen. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber letztlich sind es genau diese „Planänderungen“, die das Lesen zum Vergnügen machen. Meistens jedenfalls.

Dieses „meistens“ bezieht sich vor allem auf den Prolog, der extrem dramatisch daher kommt und auf mich eher beklemmend denn Leselust machend wirkt. Im Nachhinein, wenn die bewußte Szene im Buch kommt, ist die im Romanumfeld - für mein Empfinden - gar nicht so schlimm, was mich zu der Überlegung veranlaßte, was der Prolog eigentlich soll. Denn so einen „reißerischen Anfang“ hätte das Buch für meine Begriffe gar nicht nötig gehabt. Aber vielleicht bin ich nur zu altmodisch, um nicht zu verstehen, daß man in der heutigen Zeit solche „Aufhänger“ braucht. Wie dem auch sei - im Nachhinein ist das der einzige wirklich Kritikpunkt, der mir zu dem Buch eingefallen ist.

Denn ansonsten entwickelt sich das Buch so, wie es Titel, Titelgestaltung und Buchrückentext vermuten lassen, was ich als rundum positiv empfinde, bedeutet es doch nichts Anderes, als daß das Buch meine Erwartungen getroffen und mir einige schöne Lesestunden bereitet hat.

Besonders positiv aufgefallen ist mir, weshalb ich es extra erwähnen möchte, daß die Bettszenen sehr zurückhaltend geschrieben und nur angedeutet wurden - ein ausnehmend wohltuender Unterschied zu so manchem anderen modernen Roman. Ferner ist mir kein einziger Satzfehler aufgefallen - ein Lob an Lektorat und Korrektorat.

In meiner früheren Außendienstzeit bin ich auch durch bzw. in die Eifel gekommen, so empfand ich es als überaus angenehm, beim Lesen auf mir bekannte Ortsnamen zu stoßen; recht schnell hatte ich eine Landschaftsvorstellung vor meinem inneren Auge. Was nicht heißt, daß ich nicht irgendwann doch einen Atlas zu Rate gezogen und mir die Gegend genauer angesehen bzw. lokalisiert habe.

Auch wenn das für mich eher nichts wäre, konnte ich doch nachvollziehen, weswegen Paula ihr bisheriges Leben aufgegeben und auf dem Familienbauernhof ein ganz anderes begonnen hat. Man merkt richtig, daß dies genau das ist, wofür sie geschaffen ist. Nach dem Tod des Großvaters muß sie sehr schnell in die Rolle der Alleinchefin hineinwachsen, was ihr dank der tatkräftigen Hilfe der Großmutter wie auch des Gehilfen Finn gut gelingt. Dem Leser wird recht bald klar, daß Theo, den sie zum Ausbau der Blockhütten anheuert, nicht nur dafür gut ist. Aber beide haben mehr oder weniger schief gegangene Beziehungen hinter sich und sind daher entsprechend vorsichtig. Was eine zu große Vorsicht und ein zu weniges Reden miteinander allerdings für Folgen zeitigen kann - auch das zeigt sich unweigerlich im Verlauf der Handlung.

Diese entwickelt sich ziemlich folgerichtig, auch wenn die Figuren manchmal etwas genervt haben - doch auch das paßte zu ihnen, so daß das eigentlich nicht zu kritisieren ist. Eher im Gegenteil. Das Leben auf einem Bauernhof wurde für meine Begriffe (ich habe da eher wenig Ahnung) gut dargestellt, der Ausbau der Hütten ging allerdings ziemlich flott und problemlos vonstatten. Aber auch das mag sein; mit „Bau“ habe ich nur Erfahrungen mit Altbauten - und da fangen die Probleme an, wenn man mit den Arbeiten beginnt. Hier sind es jedoch neue Blockhäuser, die vermutlich schon entsprechend geplant wurden - da geht dann alles glatt.

Wie das so ist, gibt es auch einige Rückschläge, auch die im Nachhinein „passend“ bzw. realistisch. Selbst das im Prolog schon angeführte Unwetter, das ich allerdings - ich wiederhole mich - im Verlauf der Romanhandlung als deutlich weniger schlimm empfand als im Prolog.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und die Erwartungen, die ich daran hatte, voll erfüllt. Das Ende ist zwar in sich abgeschlossen, aber es bleibt genug Raum für weitere Geschichten aus der Eifel rund um den Bauernhof in Höfen. Ich hoffe, die Autorin wird auch diese erzählen - ich würde sie auf jeden Fall gerne lesen wollen.

Mein Fazit

Die Höhen und Tiefen am Beginn der „Karriere“ als Biobäuerin in der Eifel haben mir überaus angenehme Lesestunden bereitet.

 

Über die Autorin

Cordula Gravensteiner hat Germanistik und Musik studiert und war als Kauffrau im Gesundheitswesen tätig. Sie lebt mit ihrer Familie im Kölner Süden und hat ein Ferienhaus in der Eifel.

Bibliographische Angaben

303 Seiten, kartoniert
Verlag: Ullstein Taschenbuch, Berlin 2020; ISBN 978-3-548-06076-7