Lebensbedrohliche Situationen hatten die Wirkung, das Leben auf das zu reduzieren, was wirklich wichtig war. Seite 357
Zum Inhalt
Als Jaz herausfindet, daß ihr Freund in illegale Machenschaften verwickelt ist, verläßt sie fluchtartig Seattle und zieht nach Independence in Colorado zu ihrer Großmutter. Mit vielfacher Unterstützung will sie dort ein Yogastudio eröffnen. Ein weiterer Grund hierzubleiben ist die vielversprechende Bekanntschaft mit dem Sheriff Jake.
Aber die alten Probleme scheinen sie einzuholen, als plötzlich auf sie geschossen wird.
Meine Meinung
Als ich vor einiger Zeit auf diese Serie gestoßen bin, dachte ich mir, das könnte etwas für mich sein, denn ich mag Geschichten, die in amerikanischen Kleinstädten angesiedelt sind. Beim Lesen kamen mir dann allerdings erste Bedenken, schien mir das Buch doch sehr modern bzw. dem Zeitgeist verpflichtet zu sein. Und ich bin weder modern noch habe ich mit dem (heutigen) Zeitgeist viel am Hut. Yoga (gut, das gibt es schon lange), eine Hauptfigur, die Vegetarierin ist (vegetarisch zu leben kann ich mir überhaupt nicht vorstellen) und zudem eine Oma, die inzwischen in einer Beziehung mit einer Frau lebt? Allerdings wollte ich zum Einen recht bald wissen, wie die Geschichte ausgehen würde und zum anderen der Autorin eine Chance geben, vielleicht würde es ja doch nicht sooo modern, daß es überhaupt nichts für mich wäre.
Kurz gesagt: ich bin froh, trotz anfänglicher Bedenken weiter gelesen zu haben, da die Autorin die Themen zwar einführt, diese aber weder sonderlich herausstellt noch darauf „herumhackt“, wie das heutzutage vielmals leider üblich geworden ist. Sie sind (wie Etliches andere auch) einfach normaler Teil der Geschichte, ohne daß darauf „herumgeritten“ wird und fallen im weiteren Verlauf, da als gegeben vorausgesetzt, nicht besonders auf.
Als Jaz in Independence ankommt, scheinen ihre Probleme in Seattle zurückgeblieben zu sein. Sie wird überaus freundlich empfangen, lebt sich sehr schnell ein, bald bahnt sich eine Beziehung mit dem Sheriff Jake an, dessen Schwester Paula zudem ihre beste Freundin wird. Auch sonst bietet Independence das Bild einer typischen amerikanischen Kleinstadt, wie man sie aus zahlreichen Filmen und Büchern kennt. Nicht ganz in das Bild passen dann die Schüsse, die aus dem Hinterhalt auf Jaz abgefeuert werden. Offensichtlich sind die Probleme aus Seattle ihr in die Rocky Mountains gefolgt.
Die sich entwickelnde, fast schon krimiartige Handlung hätte ich so nicht unbedingt erwartet. Etwas erstaunt war ich auch, was die Autorin ihrer Hauptfigur zumutet (nicht, daß das nicht zur Geschichte gepaßt hätte, aber dennoch). Da mußte ich fast an Rosanne Bittner denken, deren Hauptfiguren ebenfalls viel erdulden und erleiden müssen, bis eine Geschichte ihr (gutes?) Ende findet. Gefallen hat mir allerdings, daß an manchen Stellen eine durchaus gesunde „Schadenfreude“ durchkam. Wenn einer von den Bösewichten etwas abbekam, gab es nicht unbedingt Mitleid, sondern eher einen Kommentar wie „geschieht ihm recht“. Da konnte ich in der Regel aus vollem Herzen zustimmen. Ob die Krimihandlung in der Realität allerdings wirklich mit dem Ende des Buches final abgeschlossen wäre, ist eine andere Frage; diese Unsicherheit konnte jedoch die Lesefreude nicht trüben. An einen Unterhaltungsroman stelle ich andere Ansprüche als etwa einen (reinen) Krimi.
Die Gegend, in der die Handlung spielt, konnte ich mir ganz gut vorstellen, was bis zu einem gewissen Grade vielleicht auch mit zahlreichen gesehenen Filmen in ähnlicher Landschaft zu tun hat. Von den Figuren hat sich auch ein Bild im Kopf festgesetzt, zumal die - wie im Genre üblich - (fast) alle immer besonders gut aussahen und gebaut waren. Inwieweit manche Renovierungsarbeiten so flott vorangehen, wie im Buch beschrieben, sei hier nicht näher untersucht. Liebenswert war das „Personal“ von Independence; vor allem die „Disney Sisters“ mit ihrem Diner, das als örtliche Klatschzentrale dient, seien hier erwähnt. Immer wieder schleicht sich beim Lesen ein leichtes Grinsen auf die Lippen. Mit diesem ersten Band der Reihe ist die Basis für die weiteren Bände gelegt.
Insgesamt gesehen habe ich den Roman gerne gelesen. Es wird sicherlich das Rad nicht neu erfunden, aber die Liebes- und die Kriminalgeschichte sind recht gut austariert, so daß mir das Buch einige angenehme Lesestunden beschert hat und mich am Ende neugierig auf das weitere Schicksal der Figuren zurück ließ.
Mein Fazit
Gelungener Start in eine Reihe, dessen Mischung aus Liebes- und Kriminalgeschichte mich gut unterhalten hat.
Über die Autorin
Virginia Fox wurde 1978 in Zürich geboren. Sie hat über dreißig Bücher geschrieben und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Zürich.
Bibliographische Angaben
387 Seiten, kartoniert
Reihe: Rocky Mountain Serie 1
Verlag: Dragonbooks, Küsnacht 2014; ISBN 978-3-906882-14-7