Das Schicksal hat die Zeitpläne durcheinandergeschmissen. (Seite 277)

Cover: Im wechselnden Licht der JahreZum Inhalt

Alexander Bengt könnte eigentlich zufrieden mit seinem Leben sein. Wäre da nur nicht der nächste Geburtstag - an dem wird er 60. Für ihn eine Horrorvorstellung. Als in der Nachbarschaft ein von ihm überaus verehrter amerikanischer Songwriter einzieht, mit dem er in Kontakt kommt, sieht das Leben gleich wieder ganz anders aus. Doch dann passiert eine schreckliche Tragödie und buchstäblich alles ist von einem auf den nächsten Augenblick infrage gestellt.

 

 

 

 

 

Meine Meinung

Es ist jetzt schon ein paar Tage her, daß ich dieses Buch beendet habe. Und wie so oft, wenn mir ein Buch gefallen hat, fällt es mir schwer, meine Gedanken dazu soweit zu sortieren, daß eine sinnvolle Meinungsäußerung dabei herauskommt.

Der Roman hatte mein Interesse geweckt, auch wenn er für mich vom Thema genau genommen etwas zu spät kommt, da ich die „6“ bereits in der Zehnerstelle des Alters stehen habe. Nachdem mir aber das letzte Buch des Autors sehr gefallen hatte, wollte ich auch dieses lesen und wissen, wie der Protagonist hier damit klar kommt. Jedenfalls nicht so gut wie ich, denn manche seiner Befürchtungen und Ängste konnte ich eher wenig bis nicht nachvollziehen. Das mag auch daran liegen, daß mir der Wechsel von der „5“ zur „6“ nicht viel ausgemacht hat. (Wenn es zur „7“ geht, dürfte es dann allerdings schon ganz anders aussehen.)

Viel interessanter (und wichtiger) fand ich den Aspekt des Buches, der sich mit dem Satz auf Seite 277 gut umschreiben läßt: „Das Schicksal hat die Zeitpläne durcheinandergeschmissen.“ In früheren Zeiten hätte man vielleicht so etwas wie „Der Mensch denkt und Gott lenkt“ gesagt; beides läuft letztlich auf das selbe hinaus: man kann zwar planen, aber ob das letztlich auch so geschieht, wie man es geplant hat, weiß man erst, wenn es soweit ist.

Alexander hatte es sich im Leben gut und bequem eingerichtet, so hätte es weiter gehen können. Wenn nur diese ominöse „60“ als Zahl des nächsten Geburtstages nicht wäre. Seine Gedanken kreisen fast nur noch um diese Zahl, die für ihn eine Art Ende bedeutet - ab dann ist man alt. Aber bevor es soweit kommt, gerät sein Leben aus den Fugen; nach dem Motto „was schief gehen kann, geht auch schief“ bricht lawinenartig ein Unglück nach dem nächsten über ihn herein und alles, was bisher anscheinend felsenfest stand, ist plötzlich infrage gestellt.

Man kann darüber streiten, ob hier des „Guten“ nicht zuviel geschehen ist, auf jeden Fall wird die Unsicherheit des Lebens mehr als überdeutlich vor Augen geführt - dem Protagonisten wie (und vor allem) auch dem Leser. Es wurde im Verlauf des Buches mehr als deutlich, daß die einzige Sicherheit im Leben die Unsicherheit ist. Und man immer der Tatsache gewärtig sein sollte, daß das Leben zu jeder Zeit zu Ende und damit jeder Tag der letzte sein kann. Dieses (wieder) bewußt zu machen, ist für mich das größte Verdienst dieses Buches und macht es alleine schon deswegen überaus lesenswert.

 

Mein Fazit

Ein Buch über das Älterwerden und vor allem die Unsicherheit des Lebens - lesenswert auch für Jüngere.

 

Über den Autor

Tom Liehr wurde 1962 in Berlin geboren, wo er mit seiner Familie auch heute noch lebt. Im Jahr 2003 erschien sein erster von bisher zwölf Romanen. Im Hauptberuf ist er Geschäftsführer eines Softwareunternehmens.

Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

399 Seiten, kartoniert
Verlag: Aufbau Taschenbuch, Berlin 2024; ISBN-13: 978-3-7466-3761-7

 

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