Cover: Die Stunden, die zählenZum Inhalt

Clint Rollins hat eine Bilderbuchfamilie und einen Superjob als FBI-Agent. Dapaßt seine Diagnose Krebs überhaupt nicht hinein. Hart trifft sie auch seine Frau Sara. Als Onkologin ermutigt sie ihre Patienten immer, nie die Hoffnung aufzugeben und Gott zu vertrauen. Doch jetzt steht das Leben ihres eigenen Mannes auf dem Spiel und mit einem Mal erscheinen ihr ihre Aufmunterungen hohl und schal.
Als Clint trotz seiner Krankheit Jagd auf einen Serienmörder macht und sein Leben gefährdet, gerät Saras Welt endgültig ins Wanken. Und auch für Clint läuft alles auf zwei Fragen hinaus: Meint Gott es tatsächlich gut mit ihm? Und kann Clint ihm wirklich vollends vertrauen?

 

 

Die Defender of Hope Trilogie:
1) Der Tag, der alles veränderte
2) Die Stunden, die zählen
3) Im Hauch eines Augenblicks

 

Vorbemerkung

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Kommentar / Meine Meinung

Gott sitzt immer noch auf dem Thron. Und er ist gut. Immer. (u. a. Seite 268) Wirklich immer?

Schon öfters habe ich geschrieben, daß ich nicht so recht weiß, wie ich eine angemessene Rezi schreiben soll. Hier bei diesem Buch ist es so, daß ich selbiges eher nicht will. Nicht, weil das Buch so schlecht (oder überhaupt schlecht) wäre, oh nein, ganz im Gegenteil. Das Problem ist, es hat mich persönlich „kalt erwischt“, fast noch mehr als „Der Tag, der alles veränderte“. Dies ist in den letzten Jahren das zweite Buch, das mich emotional dermaßen stark berührte, daß ich alleine beim Gedanken an den Titel einen Kloß im Hals verspüre. Vielleicht, weil mein Geburtstag im Buch eine Rolle spielt. Vielleicht, weil eben jenes Zitat aus dem Buch Hiob, das ich für das Totenbildchen meines Vaters ausgewählt habe, hier an entscheidender Stelle zitiert wird. Vielleicht, weil ein Standardspruch meiner Großmutter an zentraler Stelle im Buch fällt. So Gott will.

Aber manchmal will er eben nicht.

Das zweite Buch der Defender of Hope - Trilogie läßt mich etwas zwiegespalten zurück. Stilistisch schien mir das vorige Buch etwas „runder“ zu sein, flüssiger und weniger aus Einzelszenen bestehend, wie ich hier an einigen Stellen den Eindruck hatte. Auf der anderen Seite empfand ich dieses hier wesentlich dichter an den Protagonisten. Konnte ich im ersten Buch eine gewisse (durchaus erwünschte) Distanz halten, so war mir das hier nicht mehr möglich. Unerbittlich wurde ich in die Handlung hineingezogen, habe den beruflichen Druck, der auf den FBI-Agenten lastet, verspürt. Habe mitgetrauert, wenn es wieder mal nicht gereicht hat; sei es beim FBI, sei es im Krebszentrum. Und konnte bisweilen mich auch mitfreuen an den viel zu wenigen schönen Ereignissen. Während sich im Hintergrund bereits die Gewitterwolken zusammenballen, die sich im dritten Teil entladen werden.

Der Focus dieses Buches liegt auf Clint und Sara. Bei den Folgeuntersuchungen einer Schußverletzung wird bei ihm Krebs diagnostiziert. Von heute auf morgen wird sein und das Leben seiner Familie, wie auch das der Kollegen, aus der Bahn geworfen. Sara trifft es doppelt, macht sie sich doch Vorwürfe, daß sie als Onkologin das nicht selbst schon früher diagnostiziert hatte. Während Clint also den Kampf mit dem Krebs aufnimmt, jagen seine Kollegen Steven und Michael einen Serienmörder, der offenbar Katz und Maus mit dem FBI spielt.

Wie schon in „Der Tag, der alles veränderte“ gibt es auch hier immer wieder Kapitel aus der Sicht des Täters. Allerdings [ ist es hier nur anscheinend klar, wer das ist. Sehr geschickt legt die Autorin falsche Spuren, so daß zumindest ich völlig falsch mit meiner Einschätzung war. So offensichtlich der Täter im ersten Band war, so un-offensichtlich ist er es hier. Wie falsch ich lag, habe ich auch erst bemerkt, als das FBI die Identität entdeckt hat.]

Die Autorin hat eine Polizeischule absolviert und ist immer noch beratend für ein Polizei-Department tätig. Das merkt man m. E. dem Roman an; sie weiß, wovon sie schreibt. So sehr ich mich über das kürzliche Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Datenvorratsspeicherung gefreut habe, muß ich doch zugeben, daß mir durch dieses Buch ein gewisser unleugbarer Sinn hinter dieser Datensammlung aufgegangen ist.

Gleichfalls hat das Buch an einer Stelle recht deutlich aufgezeigt, daß sich ein klarer und immer wiederkehrender Ablauf bestimmter Tätigkeiten (etwa immer am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit einkaufen) im Zweifel sehr negativ auswirken kann, weil das relativ leicht auszukundschaften ist. Nun wird kaum einer ins Visier eines Mörders geraten. Doch Sara und Clint waren sich auch sicher, das nicht zu sein.

Das Buch hat mich mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt genommen, die öfters nach unten denn nach oben ging. Die „Verlustraten“ sind hoch - beim FBI, Abteilung Verbrechen an Kindern, wie auch in der Krebsklinik. Waren im Vorgängerband die Entführungen eben unpersönliche Fälle, kamen sie mir hier schon näher. Oder Frank, der nur (im Buch) lebte, um zu sterben. Das war wirklich (emotional) hart zu lesen, und ich mußte teilweise nach 30, 40 Seiten erst mal eine Pause einlegen.

Als Grundthema des Buches gibt die Autorin die Frage an, ob man Gott in wirklich jeder Situation vertrauen kann. Nicht ganz ohne Grund wird einige Male das Buch Hiob zitiert, um schließlich in der geflüsterten Frage: Wie lobe ich Gott, wenn das Leben so wehtut? (Seite 231) zu münden. Immer wieder gelangen die Protagonisten an diesen Punkt, sind kurz vor (oder nach) der Verzweiflung - und müssen doch weitermachen. Diese inneren Konflikte, in denen wohlgemeinte Sprüche nicht mehr weiterhelfen, fand ich persönlich gut und überzeugend dargestellt. Ich konnte mich mit den „Helden“ identifizieren und ihre Zweifel und Nöte verstehen. Sicher ist letztlich bis zu einem gewissen Punkt klar, wie das Buch ausgehen wird. Selbst die Perfekt- und Vollkommenheit Gracias wird (von Hanna) bemängelt. Dennoch erschien es mir persönlich eben nicht übertrieben, sondern die Personen haben (für mich) im gegebenen Rahmen glaubhaft und nachvollziehbar gehandelt. Gerade das hat noch mehr zu der schon erwähnten Nähe beigetragen.

Als ich das Buch zugeklappt habe und im Kopfkino der Schriftzug „The End“ auftauchte, war ich innerlich gleichzeitig aufgewühlt, aber auch ruhig und zufrieden. Im sicheren Bewußtsein, den mir ans Herz gewachsenen Protagonisten noch einmal wieder zu begegnen, in sicherer Vorahnung etlicher schlimmer Dinge, die da wohl ans Tageslicht kommen würden, in unsicherer Hoffnung, wie alles letztlich ausgehen wird.

„Ihre Geschichte ist anders als unsere, aber Gott ist derselbe. Sie können ihm vertrauen. Er wird Sie nicht im Stich lassen.“ (Seite 102)

 

Mein Fazit

Der Kampf gegen den Krebs und der gegen einen kindermordenden Serienkiller: Clint und Steven nebst ihren Familien haben alle Hände voll in diesem Mehrfrontenkrieg zu tun. Spannend und lebendig geschrieben, habe ich mitgelitten und mich mitgefreut. Ich hoffe, daß von der Autorin noch viele Bücher kommen werden.

 

Bibliographische Angaben

Aus dem Amerikanischen von Silvia Lutz
336 Seiten, kartoniert, Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2010

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