Aber die Menschen sind überall gleich. Es ist so, wie meine Großmutter vor langer Zeit zu mir sagte: Das Aussehen und die Sprache können verschieden sein, aber darunter regen sich in allen Herzen die gleichen Gefühle. (Seite 174)

 

Cover: Der Weg zu den DünenZum Inhalt

Aus heiterem Himmel wurden die Zukunftspläne von Eric Nash durchkreuzt: anstatt Partner in der Kanzlei zu werden, wurde ihm gekündigt. Um sich von dem Schock zu erholen und über die Zukunft nachzudenken, fährt er zu seinem Vater nach Hope Harbor. Dort erwartet ihn die nächste Überraschung: sein Vaterhaus ist eine Baustelle, da das Haus zu einer Frühstückspension umgebaut wird. Statt in Ruhe Nachdenken also Baulärm.
Zu allem Überfluß ist die Architektin genau jene Frau, der er bei der Einfahrt nach Hope Harbor hinten auf ihren Pickup aufgefahren ist und die er nun zwangsläufig häufig trifft. Aber kann man einer Frau trauen, die freiwillig von der Großstadt weg und in einen kleinen Ort zieht und zudem auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinende Arbeiter beschäftigt?
Je mehr sie Kontakt haben, um so besser verstehen sie sich. Aber hätte eine Beziehung überhaupt einen Zweck, wenn er in ein paar Wochen doch wieder weg in eine Großstadt will, um seine beruflichen Pläne zu verfolgen?

 

 

 

Meine Meinung

Nun wurden es doch rund zwei Jahre, bis ich wieder zu einem Hope-Harbor-Buch gegriffen habe. Es ergab sich einfach nicht, dafür war die Rückkehr auf die Insel jetzt umso schöner. Nach einigen, teils eher rauhen, Western brauchte ich etwas zum „Ausruhen“ - da war dieses Buch genau das richtige. Dabei konnte ich gleich feststellen, daß das zwar das zweite Buch der Reihe ist, die Romane jedoch inhaltlich selbständig und auch ohne Kenntnis des anderen Buches verständlich sind. Soweit notwendig, werden entsprechende Informationen eingeflochten.

Bei einem Blick in die Inhaltsangabe zum Vorgänger fiel mir auf, daß beide Bücher ähnlich beginnen (und vermutlich auch ähnlich enden), was ihnen aber keinen Abbruch tut. Schließlich ist bei so einem Buch der Ausgang meist aus dem Buchrückentext zu schließen; es geht nicht so sehr um eine spannende Handlung, die sich in unbekannte Richtung entwickelt, sondern wie bei so vielen anderen Büchern ist der Weg das Ziel. Und dieser Weg war äußerst angenehm zu lesen.

Während die Architektin BJ Stevens schon recht genaue Vorstellungen von ihrem weiteren Leben hat, sieht das bei Eric Nash ganz anders aus. Seit Beginn des Studiums arbeitete er planmäßig darauf hin, Partner in einer Anwaltskanzlei in einer Großstadt zu werden, mit entsprechendem Verdienst und Ansehen. Jetzt sind diese Pläne von außer her durchkreuzt worden und er muß sich über seine Zukunft klar werden; aufkommende Gefühle für BJ machen die Entscheidung nicht gerade einfacher. Denn sie weiß genau, was sie will: so ein Leben, wie er es anstrebt, auf keinen Fall. Die sich daraus ergebenden Probleme und (inneren) Konflikte entwickeln sich folgerichtig und werden nachvollziehbar beschrieben.

Die Originalausgabe erschien 2016, also relativ kurz nach der Flüchtlingskrise. Ob diese der Anstoß war, sei dahingestellt, jedenfalls taucht die Thematik unverhofft auch in diesem Buch auf, natürlich auf amerikanische Weise: Luis, einer der Arbeiter von BJ, ist ein Flüchtling aus Kuba. Solche erhalten in den USA automatisch eine Green Card und, wenn sie wünschen, Unterstützung. Problematisch wird es erst beim Einleben, beim Verarbeiten der Vergangenheit. Beides ist, vor allem bei Luis, nicht einfach, und gibt dem Buch eine ernste Note und einen gewissen Tiefgang, wie das auch schon beim ersten Band der Reihe der Fall war. Auch hier hat die Autorin wieder schwierige Themen in einen Unterhaltungsroman gepackt, ohne dabei den Wohlfühlfaktor zu vernachlässigen.

An meine eigenen Erfahrungen aus früheren Zeiten fühlte ich mich erinnert, als BJ dem Vorstand der Wohltätigkeitsorganisation „Helfende Hände“ ein neues Projekt vorschlug und Bedenkenträger versuchten, das zu Fall zu bringen (vgl. S. 136f). Wenn erst einmal Gremien zu entscheiden haben, und es um Verantwortung geht, ist es halt überall am Einfachsten, wenn alles so bleibt, wie es ist. Im Buch wie im richtigen Leben.

Für manchen Schmunzler sorgten die beiden Pfarrer, die zwar befreundet sind, sich nichtsdestotrotz zur Freude ihrer Umgebung wie der Leser immer wieder spitzzüngige Wortgefechte liefern.

Am Ende fügt sich dann alles, wie es sich für ein Wohlfühlbuch gehört, zu einem runden Schluß. Ich bin gespannt, ob ich dieses Mal meinen Vorsatz, das nächste Buch der Reihe bald zu lesen, in die Tat umsetze.

Mein Fazit

„Hope Harbor“ (Hoffnung Hafen) - das Buch macht dem Namen der Stadt, in der die Handlung angesiedelt ist, alle Ehre und hat mir einige vergnügliche und wohltuende Lesestunden bereitet.

 

Über die Autorin

Irene Hannon hat Psychologie und Journalistik studiert. Sie gab ihre hohe Stellung bei einem Weltunternehmen auf, um ganz als Schriftstellerin tätig zu sein. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben und etliche Preise gewonnen. Mit ihrer Familie lebt sie in Missouri.

Bibliographische Angaben

336 Seiten, kartoniert Originaltitel: Sea Rose Lane. Aus dem Amerikanischen von Silvia Lutz
Reihe: HoepHarbor 2
Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2019. ISBN 978-3-96362-043-0

 

 

Cookies erleichtern bzw. ermöglichen die Bereitstellung unserer Dienste. (Bei der Nichtannahme von Cookies kann die Funktionsfähigkeit der Website eingeschränkt sein.)