Das Leben ist ein Geschenk, egal, wie lange es dauert. Gott kann es geben und nehmen, wie er es für richtig hält. Wir gehen durchs Leben und denken, wir hätten ein Recht auf unsere neunzig Jahre, aber wir haben überhaupt kein Recht auf irgendetwas. Wir können nur darauf vertrauen, dass er weiß, was er tut. (Seite 229)

 

Cover: Barfuß am SeeZum Inhalt

Obwohl sie panische Angst vor Wasser hat, will Madison McKinley, die bald 27 wird, die diesjährige Segelregatta gewinnen. Vor nahezu zehn Jahren ist ihr Zwillingsbruder gestorben, und dessen größter Wunsch war es, diese Regatta zu gewinnen, bevor er 27 Jahre alt ist. Nach diesem Gewinn, so hofft Madison, werden endlich die quälenden Alpträume aufhören und sie inneren Frieden finden.
Auf den ersten Blick unglücklich ist natürlich, daß ausgerechnet Beckett o’Reilly ihr Trainer ist. Die beiden kennen sich aus ihrer Schulzeit, leben jedoch in sehr verschiedenen Verhältnissen. Zudem scheint er irgendetwas mit dem überstürzten Wegzug von Madisons Schwester Jade zu tun zu haben.
Keine gute Ausgangssituation, aber wenn Madison gewinnen will, müssen sie beide als Team arbeiten. Doch ob das gut gehen kann?

 

 

 

Meine Meinung

Das ist das dritte Buch, welches ich von dieser Autorin gelesen habe. In allen dreien gelingt es der Autorin, schwierige Themen in einen gut lesbaren Roman zu packen und dennoch eine gewisse „Leichtigkeit“ einzuflechten, so daß das Buch auch an recht schlimmen Stellen nie deprimierend wird, sondern eine positive Grundstimmung erhalten bleibt.

Dabei ist es schon recht heftig, was an Problemen behandelt wird. Im Verlauf der Handlung kommt langsam ans Tageslicht, wie sehr alle und alles miteinander verflochten sind und, wie in den beiden gelesenen Büchern auch, ein zu viel oder zu wenig gesagtes Wort Folgen zeitigen kann, die überhaupt nicht beabsichtigt sind, sondern das Gegenteil von dem, was eigentlich gemeint ist.

Auch wenn der Roman über einen Sommer hinweg spielt, ist es sicherlich kein typisches Sommerbuch - jedenfalls nicht, was die vielleicht vermutete Leichtigkeit und Oberflächlichkeit betrifft. Ersteres mag man durchaus des öfteren im Stil feststellen, Letzteres fehlt dem Buch jedoch gänzlich.

Genretypisch wird man aus der Inhaltsangabe auf das Ende schließen, aber der Weg dahin ist alles andere als vorhersehbar. Während Becketts Leben durch seinen bei ihm wohnenden alkoholsüchtigen Vater geprägt wird, wird Madison in Form von Alpträumen, die mit dem Tod ihres Zwillingsbruders vor nahezu zehn Jahren zu tun haben, gequält, die ihr schließlich auch berufliche Probleme einbrocken. Um davon und der immer noch andauernden Trauer über ihren verstorbenen Bruder frei zu werden, will sie unbedingt die jährliche Segelregatta gewinnen, quasi im Namen ihres Bruders. Dadurch hofft sie, Frieden zu finden.

Doch so einfach ist Problemlösung eben nicht.

Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist die überzeugende und realitätsnahe Darstellung und Entwicklung der Themen, bezogen sowohl auf die Figuren als auch auf Probleme wie Alkoholismus, Schuldgefühle, Ringen um den Sinn des Lebens und auch die Beziehung (oder Nichtbeziehung) eines Menschen zu Gott hin. Vor allem der religiöse Aspekt erschien mir weder überzogen noch gar missionarisch, sondern es paßte zur Handlung und vor allem zu den Figuren; ich empfand dies überhaupt nicht aufgesetzt, sondern es entwickelte sich folgerichtig und passend zu Figuren wie Handlung. Darüberhinaus ist ein zentrales Thema das des Abschließens mit einer (schlimmen) Vergangenheit, die nicht mehr geändert werden kann, aber psychisch wie physisch noch immer nachwirkt. Es wird überdeutlich, wie wichtig das Loslassen für den inneren Frieden wie auch für ein gelungenes Leben ist.

Nicht unbedingt gefaßt war ich auch auf die ziemlich realistische Darstellung von Verlauf und Folgen einer Alkoholsucht, wie sie Becketts Vater „lebt“. Da muß die Autorin keine drastischen Worte gebrauchen, um beim Leser dennoch eine recht gute Vorstellung zu entwickeln.

Es gibt zwar keinen Showdown, wie ich ihn in den beiden schon von der Autorin gelesenen Büchern fand, aber die Schlußentwicklung hin zu „Katastrophe und Auflösung“ ist doch dermaßen atemberaubend, daß ich mich dabei ertappt habe, schneller zu lesen, als das Gehirn manche Worte auffassen kann, nur um zum wissen, wie es weiter geht. Die Handlungsfäden werden von der Autorin zu einem gelungenen Ende zusammengeführt, alle offenen Fragen beantwortet. Dieses, das sei extra erwähnt, auch nicht einfach in wenigen Sätzen oder hastig auf einer Seite, wie das des öfteren in Büchern anzutreffen ist, sondern es wird dankenswerterweise bis zur letzten Seite das angemessene Erzähltempo durchgehalten. So habe ich den Roman denn nach der letzten Zeile zufrieden, aber mit viel Stoff zum Nachdenken zugeklappt. Ein Buch, das eindeutig noch länger nachhallen wird.

 

Mein Fazit

Eine Geschichte um Schuldgefühle und andere wesentliche Themen, gut lesbar und lebensnah erzählt. Ein Buch, das lange nachhallt.

 

Über die Autorin

Denise Hunter hat über dreißig Bücher veröffentlicht, von denen drei für den Hallmark-Channel verfilmt wurden. Mit ihrem Mann lebt sie in Indiana, die drei Söhne sind bereits aus dem Haus.

Bibliographische Angaben

304 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Barefoot Summer. Aus dem Amerikanischen von Dorothee Dziewas
Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2015; ISBN-13: 978-3-86827-516-2

 

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