„Unsere Fehler machen uns nicht aus - Gott sei Dank. Wenn sie das täten, wären wir alle aufgeschmissen.“ (Seite 204)

 

Cover: Liebe in den Gezeiten des MeeresZum Inhalt

Als ihre Großmutter plötzlich verschwindet, treffen ihre drei seit Jahren zerstrittenen Enkeltöchter Nora, Emma und Maddy zusammen. Alte Konflikte brechen auf und so manches Familiengeheimnis kommt ans Tageslicht. Ob es eine Hoffnung auf Versöhnung gibt?
Zusätzliche Verwirrung stiftet der Nachbar Connor, der die Schwestern angerufen hatte. Obwohl grundsätzlich mißtrauisch, fühlt Maddy sich zu ihm hingezogen. Aber kann sie ihm wirklich trauen? Hat er etwa etwas mit dem Verschwinden der Großmutter zu tun. Doch wo ist die eigentlich?

 

 

 

 

Vorbemerkung

Die gespoilerte Textstelle (durch "[ ]" markiert) verrät Handlungsinhalte, die aber für meine in der Rezension genannte Begründung wesentlich sind. Um diese Stelle lesen zu können, bitte einfach mit gedrückter linker Maustaste darüber fahren (die Stelle quasi markieren). Der Text wird dann lesbar.

 

 

Meine Meinung

Nachdem mir die kürzlich gelesene „Chapel Springs Serie“ der Autorin so gefallen hat, wollte ich „zwischendurch“ einen Einzelroman der Autorin lesen und griff zu dem (derzeit) neuesten; er hat mir insgesamt gut gefallen, wenngleich er mir in mancher Hinsicht zu routiniert erschien.

Damit meine ich beispielsweise, [ daß praktisch in jedem Buch, das ich von der Autorin bisher gelesen habe, das Motiv auftaucht, daß erst einmal beide Hauptfiguren keine Beziehung wünschen, meist weil sie Schmerzen und Enttäuschung auf Grund früheren schlechten Erfahrungen vermeiden wollen, oder weil man nicht gut genug für den anderen ist. Am Ende kommt es natürlich doch zu einer Beziehung, was bei dem Genre allerdings nicht anders zu erwarten ist ]. Beim kurz hintereinander lesen ist mir die Parallelität der Handlungsstränge, wie ein Thema mit Variationen, aufgefallen. Da hätte ich mir etwas Abwechslung gewünscht. Andererseits ist das vielleicht das eines der großen Themen, die eben immer wieder in Variationen auftauchen.

Das klingt nun vermutlich negativer, als ich es für das Buch insgesamt meine. Die Geschichte an sich habe ich gerne gelesen. Jede der Figuren, die ich mir gut vorstellen konnte, hatte ihre ganz eigenen Probleme, die teilweise auf eine Weise zusammen hingen, die man zu Beginn nicht mal erahnt, und die erst nach und nach zum Vorschein kam. Daran, daß sich der Roman flüssig lesen läßt, hat sicherlich auch die Übersetzung ihren Anteil. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, eine solche zu lesen, sondern es klang für mich wie ein im Original deutscher Text - also alles richtig gemacht.

Auch wenn dies ein christlich geprägter Roman ist, der in einem ebenso geprägten Verlag erschienen ist, wirkte das christliche Element auf mich hier doch an einigen Stellen etwas aufgesetzt; das war in den bisher gelesenen Büchern überhaupt nicht so. Fast wollte es mir erscheinen, als ob die Autorin vom Verlag eine entsprechende Vorgabe bekommen hätte. Mir persönlich ist die etwas dezentere Darstellung aus den zuvor gelesenen Büchern lieber (und erscheint mir natürlicher), aber das ist wohl Geschmackssache.

Dazu paßt irgendwie nicht so ganz (und das meine ich jetzt überaus positiv!), daß die Autorin auch in diesem Buch Themen aufgreift, die so weltlich sind, daß ich sie in einem christlich geprägten Buch nicht erwarten würde. Denise Hunter beschreibt keine ideale Welt, sondern ohne Scheuklappen ganz reale Konflikte, wie sie auch im ganz realen Leben vorkommen. Auch (und vielleicht sogar gerade) in diesem Buch gilt, daß die Figuren nicht in einer „christlichen Blase“ leben, sondern durchaus auch „unchristliche“ Entscheidungen treffen oder ebenso handeln. Das macht sie um so menschlicher, ihr Denken und Tun um so glaubwürdiger - auch wenn man es vielleicht (oder vermutlich zumindest teilweise) nicht billigen wird.

Auf jeden Fall eigenständig ist die Beziehung der drei Schwestern zueinander sowie deren Historie, die zu dem zu Beginn des Buches bestehenden Zerwürfnis geführt hat. Immer wieder sind Rückblenden eingeschoben, in denen man die Vorgeschichte erfährt, bis man gegen Ende den vollständigen Überblick über die Situation hat. Die ist dann nicht nur für die Figuren, sondern auch für den Leser durchaus überraschend. Die Entwicklung dieser Beziehungen, die Konflikte und Auflösungen wiederum fand ich recht realistisch und nachvollziehbar dargestellt. In so einer Situation könnte das genau so laufen wie hier im Buch.

Am Ende sind alle Rätsel gelöst und die Verhältnisse geklärt. Trotz meiner Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen; es hat mich gut unterhalten und ich werde - wie schon bei den anderen Büchern der Autorin - über Manches noch eine Weile nachdenken und im Gedächtnis behalten.

 

Mein Fazit

Ein Buch um Familiengeheimnisse, Schuld und Vergebung und Neuanfänge. Auch hier, wie in den anderen Büchern der Autorin, teils ernste Themen in einem gut lesbaren Roman lebensnah erzählt.

 

Über die Autorin

Denise Hunter hat über dreißig Bücher veröffentlicht, von denen drei für den Hallmark-Channel verfilmt wurden. Mit ihrem Mann lebt sie in Indiana, die drei Söhne sind bereits aus dem Haus.

Bibliographische Angaben

352 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Sumer By The Tides. Aus dem Amerikanischen von Anna Keltenbach
Verlag: Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers 2022; ISBN-13: 978-3-96140-213-7

 

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