„Für den praktischen Gebrauch geschriebenes Handbuch.“ (vgl. Vorwort)

 

Cover: Anlage, Einrichtung und Betrieb der Sägewerke

 

Zum Inhalt

Ein Sachbuch, das nach dem damaligen Stand alles beschreibt, was mit Bau und Betrieb eines Sägewerkes zu tun hat. Von den Gebäuden über die Betriebskraft, Beleuchtung, Transport des Holzes bis hin zu den Maschinen. Alles auf dem neuesten Stand des Jahres 1901.

 

 

 

 

Meine Meinung

Es ist schon seltsam, für was man sich manchmal zu interessieren beginnt. Vor längerer Zeit habe ich mit dem Bau zweier Modellbahnmodule mit dem Thema „Holzverladung“ begonnen. Im Dezember 2020 kam durch einen Adventskalender die Startpackung für eine Waldbahn hinzu. Die läßt sich auf den Modulen allerdings nicht unterbringen, also kam rasch die Idee eines Zusatzmoduls als Zubringer zur Holzverladung: Umladung von Wald- auf Normalspurbahn. Aber wäre es nicht realistischer, das gleich mit einem Sägewerk zu verbinden? Doch wie sah ein Sägewerk um 1913 aus? Denn das ist das Jahr, welches ich als Bezugspunkt der Ausgestaltung für alle meine Module gewählt habe. Auf die Schnelle habe ich dazu nicht viel gefunden, meine Bibliothek gab dazu auch nichts her. So war ich froh, auf dieses Buch gestoßen zu sein.

Heutzutage gibt es viele ältere Bücher, deren Urheberrecht abgelaufen ist, als Faksimilienachdrucke, auch diese „Neuauflage“ ist in dieser Manier entstanden. Schade nur, daß man es dabei deutlich verkleinert hat, denn dadurch leidet die Lesbarkeit. Die Nummern der zahlreichen Abbildungen konnte ich teilweise nur mit einer Lupe erkennen. An den oft sichtbaren Rändern der Originalseiten ist zu erkennen, wie sehr verkleinert wurde. Zudem fehlt die Titelei vollständig, dafür ist der Anzeigenteil komplett mit übernommen. Die falsche Schreibweise des Titels brachte mich etwas zum Lächeln, zeigt die doch, daß die Macher dieser Ausgabe kein Deutsch verstehen. Der Autor jedoch schon, denn das Buch ist auch für den Laien gut lesbar; nur bei wenigen Fachausdrücken wußte ich nicht unbedingt, was gemeint ist. Zeitbedingt gibt es bisweilen noch das „Th“ anstatt einfachem „T“ und auch manche andere veraltete Schreibweise, das tat für mich beim Lesefluß jedoch keinen Abbruch.

Der Teil, der mich am meisten interessiert hat - nämlich die Gebäude eines Sägewerkes und vor allem deren Außenansichten - war leider der kürzeste. Dennoch habe ich mich, was gar nicht geplant war, recht bald festgelesen. Mit jeder Seite bin ich tiefer in die Materie eingestiegen und fand es mehr und mehr faszinierend, über die Funktionsweise eines Sägewerkes zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu lesen. Vor allem ist mein Respekt vor unseren „Altvorderen“ mit jeder Seite gewachsen. Wenn man überlegt, daß nicht mal der Begriff „Computer“ geschweige denn das Gerät selbst erfunden war; wenn man in Betracht zieht, daß es damals noch kein Stromnetz mit Verfügbarkeit in jedem Haus und an jeder Ecke gab, wenn man schließlich im Hinterkopf hat, daß es viele Maschinen (etwa frei im Gelände fahrbare Kräne bzw. Bagger) nicht gab - dies alles im Kopf wurde mir erst so richtig bewußt, welche Leistungen die Menschen damals erbracht haben. Denkmäßig, in dem sie die anstehenden Probleme mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gelöst haben, und arbeitsmäßig, in dem sie körperlich deutlich härter Arbeiten mußten, als „wir“ es heute gewohnt sind, denn einen tonnenschweren Baumstamm mit dem Gabelstapler über den Platz zu seinem Bestimmungsort zu fahren ging nicht - mangels Gabelstapler.

Und doch taucht immer wieder das beginnende „elektrische Zeitalter“ auf. Da es kein Stromnetz gab, es aber schon damals für manche Dinge als sinnvoll erachtet wurde, elektrische Antriebsenergie zu verwenden (Stichwort Minderung der Brandgefahr), mußte Strom eben selbst erzeugt werden. Womit sich beispielsweise eine völlig neue Art der Beleuchtung ergab. Doch wie sollte man angeben, wie hell so eine Glühbirne leuchtet, wie viel Licht man braucht, wenn es zuvor nur Kerzen und Petroleumlampen gab? Man gab - was für mich neu war - die Helligkeit in „Normalkerzen“ an. Die Birnen wurden in Stärken von 1 bis 100 Normalkerzen hergestellt, die Normallampe hatte die Stärke von etwa 16 Normalkerzen. Mittels der im Buch angegebenen Werte müßte das ungefähr einer 60 Watt Birne entsprochen haben. Jetzt, über hundert Jahre später, müssen wir schon wieder umlernen. Was diese etwa 60 Watt also in Lumen für eine LED-Leuchte bedeuten, mag sich der geneigte Leser selbst ausrechnen. Für mich ist die Watt-Angabe besser nachvollziehbar (vgl. S. 95ff).

Überhaupt Elektrizität: ich bin mir nicht sicher, ob man heute noch Spannungen von 500V mit „keine direkte Gefahr für den Menschen“ und Spannungen von 100 - 120 V (damals übliche Lichtspannung) als „ungefährlich“ bezeichnen würde. Sicher, ich habe auch schon mal an 220V „gehängt“, ohne daß mir etwas passiert wäre. Dennoch würde ich solches nicht als ungefährlich bezeichnen, ich hatte einfach Glück (und anscheinend ausreichend isolierende Kleidung und Schuhe an). Den Rat, wann und wo man nicht isolierte Kabel verlegen darf, sollte man heute auch nicht unbedingt mehr befolgen. Immerhin wurde empfohlen unter bestimmte Kabel ein Sicherheitsnetz o. ä. zu spannen, damit, sollte das Kabel reißen oder aus anderen Gründen herabhängen, keine Menschen zu schaden kommen (vgl. z. B. S. 92ff).

Aufgefallen ist mir immer wieder, daß Dinge wie Kostenersparnis oder Arbeitsschutz nicht unbedingt in unseren Tagen erst Themen wurden - auch hier tauchen diese Bereiche und Hinweise dazu immer wieder auf.

Interessant zu wissen wäre es, ob beispielsweise das Schärfen und Nacharbeiten der Sägen heute noch ähnlich wie damals gehandhabt wird. Ob in einem modernen Buch allerdings der Ratschlag: „Im allgemeinen kann das Richten und Spannen der Kreissägeblätter durch Hämmern nur ganz geübten Arbeitern überlassen werden, welche mit grosser Sorgfalt zu arbeiten gewöhnt sind; um sicher zu gehen, thut man daher stets gut, die geschilderte Arbeit dem Sägefabrikanten zu überlassen.“ (S. 208), sei dahingestellt.

Einen Teil der zu speziellen Dinge habe ich nur quergelesen; wie genau man ein solches Sägeblatt schärft, muß ich nicht unbedingt wissen, die meisten Tabellen sind nur für Fachleute wichtig (und ansonsten möglicherweise für die Industriegeschichte interessant).

Am Ende war ich dann in einer ähnlichen Situation wie zu Beginn des Buches: die Pläne für das Modul, zu dessen Bau ich das Buch eigentlich lesen wollte, ändern sich wieder. Das Thema hat mich so fasziniert, daß ich überlege, noch weitere Informationen zu suchen und ein Waldsägewerk, wie es seinerzeit möglicherweise gewesen ist, im Modell nachzubilden. Im Buch gibt es viele Zeichnungen, die als Anregungen dienen können. Da die Maschinen in H0 (Halb-Null, Maßstab 1:87) allerdings recht klein werden (und ohne Spezialwerkzeug kaum nachzubauen sein dürften), „schreit“ so ein Projekt fast schon nach der Baugröße 0 (Null, Maßstab 1:43,5 oder 1:45): das wiederum hätte einen doch recht ordentlichen Platzbedarf zur Folge. Ich bin selbst gespannt, was es letztlich werden wird. Nur eines ist sicher: das Thema hat mich soweit fasziniert, daß ich mich ihm gewißlich weiter widmen werde.

 

Mein Fazit

Auf Grund ihrer langjährigen Erfahrungen auf diesem Gebiete, geben die Verfasser eingehendste Anleitung, in welcher Weise ein Sägewerk praktisch angelegt und lukrativ betrieben werden kann.“ Der Satz aus dem Vorwort faßt den Inhalt treffend zusammen, ergänzt durch den Hinweis, daß das Buch auch für mich als Laien sehr gut lesbar und verständlich war.

 

Über den Autor...

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Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

276 Seiten, zahlreiche Zeichnungen, gebunden
Ursprünglich erschienen 1901
Verlag: Wentworth Press 2018; ISBN-13: 978-0-270-10369-4

 

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