„Meine Arme“, sagte er, „sind zu kurz, um mit Gott zu boxen.“ (Seite 13)
Zum Inhalt
Johnny Cash hatte eine lange Karriere mit vielen Höhen und Tiefen. Zu seinem 20. Todestag legt diese Biographie den Fokus vor allem auf seinen starken christlichen Glauben und wie dieser sein Leben wie auch seine Musik beeinflußt hat.
Meine Meinung
Es ist nun inzwischen über vierzig Jahre her, daß ich Johnny Cash live auf einem Konzert in Mainz erlebt habe - und schon zwanzig Jahre sind seit seinem Tod vergangen. Zeit also, sich neben dem Hören seiner Musik auch etwas näher mit seinem Leben zu beschäftigen. Meine Kenntnis seiner Biographie beschränkte sich bisher weitgehend auf das, was im Film „I Walk the Line“ zu sehen war, so daß ich auf neue Erkenntnisse hoffte.
Eines wurde mir recht bald klar: heutzutage hätte Johnny Cash keine Chance, denn er „hätte nicht einmal die erste Konzeptphase einer modernen marktforschungsgetriebenen Markenbildung überstanden.“ (vgl. S. 43) Hiermit ist allerdings auch eines der großen Probleme unserer Zeit angesprochen (was für meine Begriffe ganz allgemein Gültigkeit hat): heute sollen stets möglichst alle angesprochen werden, man will möglichst bei niemandem auch nur im Geringsten anecken. „Stromlinienform“ ist angesagt. Ein sehr großer Teil der ganz großen Künstler früherer Zeiten (aber beispielsweise auch Politiker etc.) hätte heute keine Chance. Was für ein Verlust! Wie gut, daß Johnny Cash (fast schon) aus einer anderen Zeit kommt.
Wie der Untertitel des Buches zeigt, liegt ein (oder das) Hauptaugenmerk dieser Biographie auf dem Glaubensweg des Künstlers. Auch dieser war durchaus nicht geradlinig, sondern von vielen Höhen und Tiefen, von Seiten- und Irrwegen gekennzeichnet. Durchgehend jedoch läßt sich sagen, daß er ein gläubiger Mensch war, der dies auch in seiner Musik zum Ausdruck bringen wollte - so man ihn denn ließ. Was mich teilweise etwas irritiert hat, waren die vielen Bibelzitate im Buch, von denen mir von etlichen der Zusammenhang mit dem Buchtext nicht klar wurde. Teilweise jedoch waren sie eine gute Ergänzung, wenn sie in direktem Bezug zu Aussagen des Buches oder gar einigen behandelten Liedtexten standen.
Apropos: immer wieder werden sehr starke Parallelen zwischen den Liedtexten und dem Leben von Johnny Cash gezogen. Manches Mal habe ich mich gefragt, ob da nicht zu viel Interpretation hineingelegt wird. Interessant für mich persönlich fand ich, daß Johnny Cash ein mehr oder weniger strenger Christ war, der sich jedoch nicht konfessionsgebunden fühlte, der wußte, daß er Fehler hatte und dennoch nie sein Christentum aufgegeben hat. Er konnte es sich offensichtlich auch leisten, durch sein öffentliches Bekenntnis finanzielle Einbußen hinzunehmen.
Insgesamt fand ich das Buch gut lesbar und eine gute Mischung von (mir) bekanntem mit (für mich) völlig neuen Erkenntnissen über das Leben von Johnny Cash und June Carter Cash. Hängen bleiben wird bei mir sicherlich, daß Johnny Cash mehr Tiefs hatte, als mir bewußt war und daß das „glänzende Bild“ so manchen Riß bekommen hat. Was allerdings nicht bedeutet, daß ich seine Musik nun weniger mögen würde, eher im Gegenteil.
Mein Fazit
Eine gut lesbare Biographie über Johnny Cash, die den Schwerpunkt auf seine Glaubensreise mit ihren Höhen und Tiefen legt. Sicherlich nicht nur für Fans von Interesse.
Über den Autor (Verlagsangabe)
Matthias Huff, geboren 1962, ist Journalist. Zunächst als Reporter beim ZDF-Landesstudio Berlin, seit 2000 als Redaktionsleiter beim KiKA beschäftigt er sich mit populärer Musik und Religion. Mit Programmen zum Christentum gewann er den "Sonderpreis Kultur/Grimme" und den "Goldenen Kompass". Er ist Johnny-Cash-Fan seit seiner Kindheit, lebt in Erfurt, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Bibliographische Angaben
224 Seiten, etliche Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Adeo Verlag, Asslar 2023; ISBN 978-3-86334-374-3