Die Russische Föderation und die Volksrepublik China bedrohen heute die Welt genauso wie vor dem Zweiten Weltkrieg das nationalsozialistische Deutschland, das faschistische Italien und das Japanische Kaiserreich. (Seite 130)
Zum Inhalt (Verlagsangabe)
China und Russland stehen an der Spitze einer Bewegung gegen die Freiheit, die vom Iran bis nach Nordkorea reicht. Viele glauben nach wie vor, Putin und Xi Jinping seien nicht vergleichbar. Doch sie folgen einer gemeinsamen Tradition, die mit der Oktoberrevolution von 1917 begann.
Der langjährige Peking- und Moskau-Korrespondent Adrian Geiges erzählt die spannende Geschichte der chinesisch-sowjetischen und chinesisch-russischen Beziehungen, die die Welt heute mehr prägen denn je. Und er untersucht, auf welche „nützlichen Idioten“ sich diese Allianz im Westen stützen kann.
Meine Meinung
Geiges, der sowohl in Russland (bzw. der ehemaligen UdSSR) als auch in China gelebt hat und die dortigen Verhältnisse aus eigener Erfahrung kennt, gibt zu Beginn freimütig seine „Jugendsünden“ zu, als er selbst überzeugter Kommunist war und, wie er schreibt, die gleichen Schulungen durchlaufen hat wie ein Wladimir Putin. Er kennt deren „Denke“ also selbst von der Pike auf und kann gerade deshalb quasi als Insider schreiben.
Der Autor holt in seiner Darstellung weiter aus, als ich es zunächst gedacht hatte: er beginnt seine Ausführungen mit der Russischen Revolution, in deren Folge Mao in China die Macht an sich riß. Wenn Geiges über die Methoden, die die Kommunisten in Russland sowie später in China anwandten schreibt, ist das eher nichts für schwache Gemüter. Denn Mao sah beispielsweise seelenruhig dabei zu, wie Menschen, die nicht ins Schema paßten, grausam gefoltert wurden (vgl. z. B. S. 56ff). Dabei fühlte ich mich an die Mißhandlungen erinnert, die die Hamas am 7. Oktober 2023 bei ihrem schändlichen Überfall auf Israel begingen, und von denen ich vor einiger Zeit Augenzeugenberichte gelesen habe, die ganz ähnliche Beschreibungen enthielten. Auf Seite 129 liest man über Mao, daß er „jahrzehntelang“ Macht über etwa ein Viertel der Weltbevölkerung ausübte und für über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten verantwortlich ist. Unerreicht im 20. Jahrhundert.
War es zu Beginn der Entwicklung China, das gegenüber Russland als „Bittsteller“ auftreten mußte, so hat sich das in den letzten Jahren (und vor allem durch den Ukraine-Krieg beschleunigt) umgekehrt. Welche Konstellation letztlich schlimmer ist, wird sich in der Zukunft zeigen. Es steht zu befürchten: die derzeitige.
Geiges gibt im Verlauf des Buches, indem er die Entwicklungen der letzten (rund) hundert Jahre aufzeigt, ein recht düsteres Bild. Und so ganz nebenbei handfeste Indizien, daß das chinesische Mojiang der „Ground Zero“ der Corona-Pandemie ist. Und daß sich die Pandemie wohl hätte vermeiden lassen (vgl. S 166ff).
Oder, wenn er von einem erlebten Wutausbruch des 2022 verstorbenen Wladimir Schirinowski* berichtet, der „Mißgebilde“ wie die Ukraine oder Moldawien „heim ins Russische Reich“ holen wollte, desgleichen Finnland. Von den Amerikanern begehrte er Alaska zurück. Und wenn das nicht passiert, kommt es zum Krieg - zum Atomkrieg (vgl. S. 112f).
Auch wenn der Autor sein Buch mit einem Hoffnungsschimmer beendet, sehe ich eher schwarz. Schwarz für die Freiheit, die durch die Machthaber in Moskau, Peking (und immer mehr weiteren Staaten) bedroht wird. Denn hier bei uns im (noch) freien Westen herrschen zunehmend Blindheit, Ignoranz und Wunschdenken vor. Und jede Menge nützliche Idioten, welche die Gefahren aus Russland und China weder sehen noch wahrhaben wollen. So lassen sich Gefahren allerdings weder abwenden noch besiegen.
Mein Fazit
Ein aufrüttelndes Buch über die Gefahren, die den demokratischen Staaten von den Machthabern in Moskau und Peking drohen. Noch ist es Zeit, deren Vormarsch zu stoppen. Unbedingt lesenswert!
Über den Autor (Verlagsangabe)
Adrian Geiges, 1960 in Basel geboren, berichtete als Fernsehkorrespondent aus Moskau, Hongkong, New York und Rio de Janeiro. In Shanghai leitete er die Tochterfirma eines großen deutschen Unternehmens. Dann war er viele Jahre Peking-Korrespondent des „Stern“. Er hat Chinesisch studiert, ist mit einer Chinesin verheiratet, sie haben zweisprachig aufwachsende Töchter und leben heute in Hamburg. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
Anmerkung und Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe
* = Ehemaliger Präsidentschaftskandidat, Gründer und bis zu seinem Tod 2022 Vorsitzender der LDPR („Liberal-Demokratische Partei Russlands“)
255 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Piper Verlag GmbH, München 2024; ISBN 978-3-492-07284-7