I think because I was playing Darcy I had to work quite hard to convince people that I would be friendly during filming.* (Colin Firth, Seite 99)

Zum Inhalt

1995 wurde die Verfilmung des Romans mit Colin Firth und Jennifer Ehle in den Titelrollen als sechsteilige Serie erstmals ausgestrahlt. Das Buch berichtet über die Entstehung, von der Idee über das Schreiben des Drehbuchs, die eigentliche Produktion bis hin zur Post-Produktion, also dem Schnitt. Dabei kommen auch diejenigen zu Wort, die für die diversen Bereiche verantwortlich sind, so daß das Buch einen guten Einblick hinter die Kulissen eines solchen Unternehmens gibt.
Dazu gibt es ein Interview mit Colin Firth über seine Rolle sowie jede Menge Fotos und Skizzen. Eine wahre Fundgrube.

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Nachdem ich mir die letzten Wochen zwei Mal die sechs Teile von Pride And Prejudice angesehen habe und das beim zweiten Mal mindestens so gut und fesselnd wie beim ersten Mal war, wollte ich mehr über die Hintergründe der Produktion wissen. Wenn ich es richtig übersehe, ist das das erste „Making of“-Buch, das ich vollständig durchgelesen habe. Jetzt frage ich mich, wie es Menschen dazu treiben kann, sich freiwillig dem Streß einer solchen Verfilmung (bzw. des Filmes überhaupt) zu unterziehen, sei es als Regisseur, Produzent oder Schauspieler. Mein Respekt für jeden am Film Beteiligten ist deutlich gewachsen. Vor allem, seit ich mir gestern Abend die ITV-Verfilmung von „Northanger Abbey“ angesehen habe, die zwar deutlich neueren Datums ist, aber an die diesem Buch zugrunde liegende in keiner Weise heranreichen kann.

Denn die vielen letztlich unscheinbaren Details sind es, die einen gelungenen Film ausmachen. Und genau über diese Dinge, die da sein müssen, damit man eben gerade nicht bemerkt, daß sie da sind, berichtet dieses Buch in Wort und Bild. Es beginnt bei der Idee und einigen Anmerkungen zu den Veränderungen von Film und Buch. So gibt es die Eröffnungsszene des Filmes nicht in der Vorlage, aber wenn man die Argumentation des Drehbuchschreibers liest, kann der Film eigentlich gar nicht anders beginnen.

Während man in einem Roman die Erklärungen im Text mitliefern kann, etwa zu den Lebensumständen, müssen solche Informationen im Film auf andere Weise präsentiert werden. Die verschiedene Größe der Anwesen etwa signalisiert etwas über die Lebensverhältnisse. Oder daß beim Ball in Meryton drei Musiker sind, während auf Netherfield ein ganzes Orchester aufspielt.

Die Dreharbeiten dauerten über fünf Monate. Aus Kostengründen wurde nicht fortlaufend, sondern szenenweise gedreht. So entstand der erste Heiratsantrag Darcys bevor sich die beiden Figuren überhaupt das erste Mal getroffen hatten. Was daraus für Probleme entstehen, wird anschaulich geschildert. Aus Sicht der Herstellenden wie auch der Darsteller; Colin Firth geht im Interview darauf ein. Eine weitere sich daraus ergebende Schwierigkeit ist, daß die Schauspieler zu genau dem passenden Moment verfügbar sein müssen. Das hieß bei Colin Firth etwa, einige Wochen drehen, dann einige Wochen Pause, dann wieder drehen, wieder Pause und nochmals drehen. Oder für Jennifer Ehle bedeutete es fünf Monate durchgängige Dreharbeit, bei täglichen Arbeitszeiten von zwölf und mehr Stunden (incl. Maske etc.).

Wie sehr bei dem Film auf Authentizität geachtet wurde, wird klar, wenn über die Requisiten, die Räumlichkeiten oder das Benehmen der Menschen untereinander erzählt wird. Wie begrüßte man sich damals? Dem Filmen gingen lange Recherchen voraus, etwa auch über das Tanzen und seine gesellschaftliche Bedeutung damals. Ich gebe zu, aus dem Buch habe ich mehr über die Umstände zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelernt als aus manchem historischen Roman. Und gerade im Vergleich zum erwähnten „Northanger Abbey“ wird überdeutlich, daß sich solche Vorarbeit und solcher Versuch der Annäherung (Kompromisse sind ab einem bestimmten Punkt unumgänglich) an die historische Wirklichkeit letztlich auszahlen. Bei Pride And Prejudice hatte ich nie das Gefühl, daß die Darsteller in Kostümen stecken, sondern tatsächlich in ihrer normalen Kleidung; im Gegensatz zu Northanger Abbey.

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß wir auch von den Schwierigkeiten, geeignete Drehorte zu finden bis hin zum Problem, daß im (Film-) Pemberley nur Außenaufnahmen erlaubt wurden, erfahren. D. h., die Innenaufnahmen von Pemberley entstanden an ganz anderer Stelle, und mußten koordiniert werden (beispielsweise, wenn die Darsteller von draußen nach drinnen gehen, müssen die Übergänge stimmen).

Ich habe mich oft gefragt, was es eigentlich soll, daß am Ende eines Films oft fünf Minuten und länger ein Abspann läuft mit Namen über Namen. Nach der Lektüre dieses Buches, und der Beschreibung, was etwa ein zweiter und dritter Assistent zu tun hat, sehe ich das deutlich anders. Ein sehr empfehlenswertes Buch, nicht nur für die Fans der Miniserie, sondern allgemein, wenn man sich über die Herstellung eines solchen Filmprojektes informieren möchte.

Kurzfassung

Eine umfassende Dokumentation in Bild und Text über die Herstellung der BBC-Verfilmung (1995) von Jane Austens „Pride And Prejudice“.

 

Sinngemäße Übersetzung und Bibliographische Angaben

* = Ich denke, weil ich Darcy spielte, mußte ich ziemlich hart daran arbeiten, die Leute zu überzeugen, daß ich während der Dreharbeiten freundlich sein würde.

120 Seiten, zahlreiche Abbildungen, kartoniert. Verlag: Penguin BBC Books, London 1995; ISBN 978-0-14-025157-9

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