Jesus lebte inmitten aller Richtungen und Fronten in einer königlichen Freiheit, und dadurch stellte er sie alle infrage. (...) In alledem verhielt er sich wie Gott selbst, der sich auch nicht einordnen lässt und sich mit keiner menschlichen Ordnung verbündet. (Seite 112f)

 

Cover: Prozess gegen Gott

 

Zum Inhalt

Eine zentrale Erzählung innerhalb des NT ist die vom Prozeß und der Passion Jesu. Arthur Richter stellt dar, wie es dazu gekommen ist und wie der Prozeß ablief. Aus den nüchternen Berichten der Evangelien wird eine fesselnde Erzählung, so daß man meint, selbst dabei gewesen zu sein.  

 

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Die Passion Jesu ist ein Thema, mit dem ich mich von Zeit zu Zeit beschäftige, sei es, um Wissen aufzufrischen, sei es, um etwas (für mich) Neues zu erfahren. Die jetzige Fastenzeit war der Anlaß, dieses neu aufgelegte Buch zu lesen.

Das Besondere an diesem Buch ist, daß es sich nicht auf den reinen Prozeß beschränkt, sondern die Geschehnisse in einen größeren Zusammenhang stellt, wozu der Autor das Leben Jesu quasi im Zeitraffer von der Geburt bis eben hin zu den Ereignissen der Passion beschreibt. Dabei geht er auf die damaligen politischen wie religiösen Verhältnisse ein und zeigt auf, wo Jesus - bewußt - gegen Vorschriften verstieß und mit seinem „Ich aber sage euch...“ einen völlig neuen Anspruch stellte. Das konnte nur auf eine Prozeß mit Hinrichtung hinauslaufen.

Dieser, sowohl vor dem Synedrium als auch dem römischen Prokurator, wird dann beschrieben. Durch die Schilderung und die weiteren Hintergrundinformationen meint man, selbst dabei gewesen zu sein. Richter legt sich dabei auf einen bestimmten Ablauf fest und legt die Austreibung der Händler aus dem Tempel nach Johannes auf den Beginn des Wirkens Jesu. Die Synoptiker stellen die jedoch an den Anfang der Passion; auf solche Unterschiede geht Richter leider nicht ein.

Was mir auch nicht so ganz zusagt, ist der, wie es mir scheinen will, stellenweise lockere Umgang mit den Quellen. So zitiert er auf S. 19 von einem antiken Schriftsteller und nennt in Klammern einfach den Namen Lactantius ohne weitere Angaben. Eine große Suchmaschine gab dann als Antwort (wie auch an einigen anderen Stellen im Buch), daß Richter richtig zitiert hatte, aber ich hätte mir genauere Angaben gewünscht. Und auch das Literaturverzeichnis am Ende des Buches hätte man etwas aktualisieren können.

Interessanter und schlüssiger empfand ich den zweiten Teil des Buches, der sich mit dem Prozeß vor Pontius Pilatus befaßt. Ob das „Wir haben keinen König als den Kaiser!“ nun die absolute Bedeutung hatte, die der Autor in diesem Buch beschreibt, sei einmal dahingestellt. Nachvollziehbar ist es jedoch.

„Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ (S. 88f) Ich wußte zwar von der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr., aber so deutlich wie in diesem Buch habe ich noch nie einen Zusammenhang zur Passion Jesu hergestellt gefunden. Zudem einen, der sehr überzeugend klingt.

Alles in allem gibt der Autor eine anschauliche Schilderung des Prozesses und der Passion Jesu, die die Geschehnisse in einen größeren Zusammenhang stellt und aufzeigt, weshalb alles mehr oder weniger zwangsläufig den aus dem Evangelium bekannten Verlauf nahm bzw. nehmen mußte.  

 

Kurzfassung

Im Buch werden der Prozeß und die Passion Jesu anschaulich geschildert und in einen größeren Zusammenhang gestellt.  

 

 

Über den Autor

Arthur Richter wurde 1908 in Bentschen (Prov. Posen) geboren. Er hat eine technisch-kaufmännische Lehre absolviert und wurde dann Berufssoldat (1925 - 1945). Nach einer Tätigkeit in der Industrie begründete er 1957 den Marburger Kreis mit und wurde dessen erster Geschäftsführer. Dieses Amt übte er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1979 aus. Er starb 1993 in Hannover.  

Bibliographische Angaben

126 Seiten, gebunden, Lesebändchen. Verlag: SCM R. Brockhaus, Witten; 13. Gesamtauflage 2015  

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