Sie alle waren reich und in ihrem Beruf erfolgreich. Aber sie hatten keine Ahnung, wie das Leben funktioniert, wie sehr die Natur den Wolf braucht für ein gesundes Ökosystem. (Seite 141)

 

Cover: Der Wolf am Fenster

 

Zum Inhalt

Als Lindsay von ihrem Freund anstatt eines Heiratsantrages die Mitteilung bekommt, er werde sich mit einer anderen verloben, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie zieht sich über Weihnachten in eine einsame Blockhütte in den Bergen Montanas zurück. Dort hat sie eine schicksalshafte Begegnung mit einem Wolf.  

 

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Feiern Wölfe eigentlich auch Weihnachten? So könnte man sich beim flüchtigen Betrachten des Buchumschlages unwillkürlich fragen, scheint doch ein Wolf neben einem Weihnachtsbaum zu stehen. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der „Weihnachtsbaum“ als prächtige verschneite Tanne irgendwo mitten in der Wildnis. Also doch keine Wolfsweihnacht? Da aber Wölfe auch an Weihnachten leben, könnte man sich natürlich fragen, wie die denn die Feiertage so verbringen.

Von solchen Gedanken ist Lindsay zu Beginn des Buches weit entfernt. Kein Wunder, wenn man mitten in New York im Einkaufsstreß ist. Als sie von ihrem Freund zum Abendessen eingeladen wird, ahnt sie nicht, daß das auf das Gegenteil von dem hinauslaufen wird, was sie sich erhofft. Nicht ihr will er einen Heiratsantrag machen, sondern sie informieren, daß er aus beruflichen Interessen eine andere heiraten wird. Völlig vor den Kopf gestoßen ergreift sie die Flucht und zieht sich über Weihnachten in eine abgelegene Hütte in den Bergen Montanas zurück.

Der Ranger Brian, der sie vom Flughafen abholen und zur Hütte bringen soll, ist nicht unbedingt begeistert davon, sich mit der Städterin abgeben zu müssen. Nachdem er sie in der Hütte abgeliefert hat, nicht ohne sie auf die Wölfe in der Gegend und die Gefahren durch die Fallensteller hinzuweisen, ist sie alleine in der Wildnis. Und es dauert nicht lange, bis der ersten Wolf auftaucht.

Aus dem Verlag habe ich schon mehrere schöne Weihnachtsbücher gelesen, und auch „der Wolf am Fenster“ verdient ohne Zweifel dieses Prädikat. Es hat eine bezaubernde Geschichte, in der sich das tragische Element, welches die Ereignisse in Gang setzt, in erträglichen Grenzen hält. Es gibt einige magische Momente und Geschehnisse und, natürlich, eine Liebesgeschichte. Jedoch gibt es zu anderen Büchern dieses Genres einen deutlichen Unterschied. Denn anstatt vermenschlichter Katzen ist das tierische Element hier ein Wolf, der sich auch weitgehend wie ein Wolf verhält.

Weitgehend deutet an, daß das nicht vollständig gilt, sonst würde die Geschichte nicht funktionieren. Die Autorin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Wölfen in freier Wildbahn und hat ein großes Fachwissen, was in dieses Büchlein eingeflossen ist. Im Nachwort geht sie näher darauf ein, was in dieser Erzählung dem „magischen Teil“ zuzuordnen ist und deshalb im realen Leben besser nicht ausprobiert werden sollte. Man erfährt im Verlauf des Lesens quasi nebenbei einiges über das Leben der Wölfe, so daß das Büchlein nicht nur vortrefflich unterhält, sondern auch einiges an Wissen und Informationen vermittelt. Wenngleich ich auch zugeben muß, daß mir der Informationsteil an manchen Stellen etwas zu viel bzw. zu deutlich war und die Entwicklung zwischen Lindsay und Brian, bedenkt man das erst kürzliche Ende von Lindsays bisheriger Beziehung, recht schnell ging. Jedoch ist der Autorin insgesamt eine wunderbare, gut lesbare weihnachtliche Geschichte gelungen, die mich in ihren Bann gezogen hat.

Dabei habe ich mich an manchen Stellen ertappt, wie ich instinktiv überlegte, wie das wohl im amerikanischen Original klingt. Bis mir dann einfiel, daß das Deutsche die Originalausgabe ist. Die Autorin hat die Stimmung, das "Feeling", des Landes, in der die Geschichte spielt, wundervoll und perfekt getroffen und wiedergegeben.

Wenn das Buch dann, wie sich das gehört, an Weihnachten ausklingt, klappt man es innerlich zufrieden zu und legt es mit einem „schön war’s“ zur Seite. Aber nicht zu weit, denn wie es mit Lindsay und Brian weitergeht, wird in einem späteren Buch erzählt werden. Und davor kann man dann dieses zur Einstimmung - und weil's so schön war - nochmals lesen.  

 

Kurzfassung

Eine schöne Weihnachtsgeschichte mit Menschen, Wölfen und manchem mehr, angesiedelt im verschneiten Montana. Winterlich weihnachtlich.  

 

 

Über die Autorin

Elli H. Radinger wurde in Wetzlar geboren, hat als Flugbegleiterin gearbeitet, danach Jura studiert und war einige Jahre als Rechtsanwältin tätig. Seit 1983 ist sie freiberuflich als Autorin tätig und hat 1990 die „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe“, deren Vorsitzende sie zehn Jahre lang war, mitbegründet. Seit 1991 gibt sie die Zeitschrift „Wolf Magazin“ heraus; darüberhinaus hat sie etliche Bücher über Wölfe und das Leben in der Wildnis veröffentlicht. Mehrere Monate im Jahr ist sie im Yellowstone-Nationalpark mit der Beobachtung und Erforschung von Wölfen beschäftigt.  

Bibliographische Angaben

160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Verlag: Rütten & Loening Verlag, Berlin 2014  

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