Sie hatte immer einen Fuß vor den anderen gesetzt, immer ein Ziel gehabt, auf das sie zusteuerte. Schritt für Schritt. Doch jetzt, in diesem Moment, hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben absolut keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. (Seite 80)

 

Cover: Bevor es Weihnachten wirdZum Inhalt

Sophie lebt auf der Überholspur, mit ihrer eher altmodischen und leicht verrückten Familie hat sie so gut wie keinen Kontakt mehr. Aber dann beginnt ihr Leben einige Wochen vor Weihnachten aus dem Ruder zu laufen.
Zuerst verscherzt sie es sich mit ihrer ganzen Familie, als sie bei jährlichen Adventstreffen ihre kleine Nichte Annabell vor den Kopf stößt. Am nächsten Tag verliert sie wegen einer fehlgeleiteten Mail ihren Job. Und schließlich zieht ihr Freund Lukas sich von ihr zurück.
Von einem Tag auf den anderen gerät Ihr Leben völlig aus den Fugen. Je mehr sie Zeit zum Nachdenken hat, je einsamer fühlt sie sich. Nach und nach dämmert ihr, daß sie möglicherweise in der Vergangenheit doch so einige Fehler begangen hat, die sich jetzt auswirken. Sie will sich und ihre Situation ändern - doch das ist leichter gesagt als getan. Aber es sind die letzten Wochen vor Weihnachten, die Zeit des Hoffens und Wünschens. Und vielleicht auch die für das eine oder andere Weihnachtswunder...

 

 

 

Meine Meinung

Es gibt sie also doch noch, richtig gute und schöne Weihnachtsbücher. Und nicht nur als „Eintagsfliege“, wie Kerstin Hohlfeld mit diesem ihrem neuen Buch beweist. Letztes Jahr ist mir schon ihr „Bevor die Stadt erwacht“ sehr erfreulich aufgefallen. Insofern bin ich mit großen Erwartungen an „Bevor es Weihnachten wird“ herangegangen. Und was soll ich sagen - ich wurde nicht enttäuscht, das Buch hat mir mindestens so gut wie das vom vergangenen Jahr gefallen, vielleicht sogar noch etwas mehr. Daß es sogar einen Bezug zum letztjährigen Weihnachtsbuch, den nur der versteht, der es gelesen hat, gibt, war dann das ganz besondere i-Tüpfelchen.

Dabei wird das Genre durchaus nicht neu erfunden: zunächst gibt es eine Katastrophe (hier eigentlich gleich mehrere), die das Leben der Hauptfigur aus den Fugen geraten läßt. Dann geht es daran, den Scherbenhaufen aufzuräumen und alles in Ordnung zu bringen. Auf diese Kurzformel lassen sich viele Weihnachtsbücher (und -filme) bringen. Aber es kommt, wie so oft, eben auf das Wie an. Wie der Scherbenhaufen aufgeräumt und beseitigt wird, und wie alles in Ordnung gebracht wird. Und genau da gibt es für meine Begriffe Unterschiede zu vielen anderen Büchern.

Zunächst fällt Sophie in ein schwarzes Loch, vermag überhaupt nicht die Kritik an ihr, oder was ihr passiert ist, nachzuvollziehen, und ergeht sich in Selbstmitleid, was natürlich alles nur noch schlimmer macht. Aber durch Entwicklungen und Begegnungen, die so normal und unauffällig sind, daß man sie als Betroffener wohl gar nicht wahrnehmen wird, setzt eine Veränderung ein. Erst langsam, dann deutlich, immer aber stetig. Nichts wird überstürzt oder klingt gar unglaubwürdig. Im Gegenteil, die Reaktionen Sophies sind einfach nur logisch und verständlich.

Schritt für Schritt erkennt sie die Fehler der Vergangenheit, nicht nur die kürzlichen, und fast schon nebenbei setzt die Heilung und das In-Ordnung-bringen ein. Das ist ein eher langsamer Prozeß, ohne irgend etwas zu überstürzen. Auch wenn man als Leser - nicht zuletzt ob des Genres - ahnt, wie es am Ende ausgehen wird, so ist der Weg dorthin so realistisch, wie es im realen Leben auch sein könnte. Manchmal hat ein Weihnachtswunder eben doch ganz normale und reale Grundlagen. Manchmal bedarf es vielleicht gar keines Wunders, sondern einfach Anstöße des Schicksals (?), um jemanden auf einen neuen Weg zu bringen.

Nach viel zu wenigen Seiten ist die Geschichte auserzählt, die offenen Fäden verknüpft und Weihnachten schon wieder vorbei; mit einer gewissen Wehmut heißt es, sich von den Figuren zu verabschieden. Gewißlich nicht vorbei ist meine Erinnerung an das Buch, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Auf jeden Fall hoffe ich darauf, daß die Autorin im nächsten Jahr wieder ein solch wunderschönes Weihnachtsbuch veröffentlichen wird.

 

Mein Fazit

Ein Weihnachtsbuch, das mehr als nur Stollen und Stimmung bietet, sondern eine durchdachte Geschichte, die zum Nachdenken anregt und so recht geeignet ist, Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Und das eine oder andere nicht zur zu lesen, sondern auch zu leben.

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Über die Autorin

Kerstin Hohlfeld wurde 1965 in Magdeburg geboren und hat evangelische Theologie studiert. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und ist seit 2011 hauptberuflich als Schriftstellerin tätig.

Bibliographische Angaben

247 Seiten, kartoniert
Verlag: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018. ISBN 978-3-548-29174-1

 

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