Worte waren in diesem Moment nicht nötig. (Seite 391)

 

Cover: Schwarzhuber "Das Weihnachtslied"Zum Inhalt

Für Mia läuft es nicht gut. Zuerst verbietet ihr die Schuldirektorin, den von Mia gegründeten und geleiteten Schulchor weiter zu betreuen, weil sie einen neuen Lehrer dafür eingestellt hat, und dann stirbt überraschend ihr Vater. Als wäre das nicht genug, kommt ihre Zwillingsschwester Valerie zur Beerdigung. Vor achtzehn Jahren haben sich die Eltern getrennt, die Mutter zog mit Valerie nach New York. Die Familie ist so zerstritten, daß seither keinerlei Kontakte bestanden. Keine guten Voraussetzungen also für die Vorweihnachtszeit. Wäre da nicht der Nachbar Sebastian, mit dem die Mädchen in glücklicheren Zeiten als Kinder zusammen gespielt haben, der zwischen beiden, nicht ganz uneigennützig, zu vermitteln versucht. Und Daniel, der neue Musiklehrer, ist bei genauerer Betrachtung gar nicht so übel.
Aber es hilft nichts, die Gräben scheinen unüberbrückbar. Bis im Nachlaß ihres Vaters ein seltsames Lied auftaucht. Plötzlich kommt Bewegung in die verfahrene Situation.

 

 

 

Meine Meinung

„Worte waren in diesem Moment nicht nötig.“ (S. 391) An einer (wesentlichen) Stelle des Buches trifft das auch zu, aber hätte man früher überhaupt Worte gewechselt, wäre vieles vermutlich anders verlaufen. Und es hätte dieses Buch nicht gegeben. Insofern ist es vielleicht gut, daß die Figuren vor Jahren eben nicht miteinander geredet haben, denn so haben wir das Vergnügen, diesen Roman lesen zu können.

Wie in vielen Weihnachtsbüchern (und -filmen), so kommt die Handlung auch hier durch eine mehr oder weniger große Katastrophe in Gang; genau genommen, sind es sogar zwei Katastrophen. Schon seit jeher ist Mia Garber, eine bei den Schülern sehr beliebte Musiklehrerin, der Schuldirektorin Wurm-Fischer ein Dorn im Auge. Nun sieht sie die Gelegenheit gekommen, die Lehrerin los zu werden, denn Mia achtet bei der Aufnahme neuer Schüler in den Chor nur darauf, daß diese gut singen und sich einfügen können. Nicht jedoch darauf, was die Eltern für einen Einfluß haben oder gar finanziell an die Schule spenden - im Gegensatz zur Direktorin. Das gibt dieser den willkommenen Anlaß, Mia zu kündigen. Zumal ein Nachfolger schon eingestellt wurde.

„Passend“ stirbt Mias Vater, so daß Mias Zwillingsschwester Valerie aus New York zur Beerdigung anreist. Beide Schwestern haben sich seit der Trennung ihrer Eltern vor vielen Jahren nicht mehr gesehen - Konflikte und Vorwürfe sind vorprogrammiert. Von alledem gibt es auch nicht wenig, und als Leser fragt man sich, wie die Autorin das alles auflösen will.

Das Aufeinandertreffen der beiden entfremdeten Schwestern war glaubwürdig. Zwischen beiden steht der Nachbar Sebastian, den sie schon aus glücklicheren Kindertagen her kennen. Zu Mia ist er ein guter Freund, zwischen ihm und Valerie entwickeln sich jedoch Gefühle - trotz des geographischen wie auch gesellschaftlichen Unterschiedes, denn die Mutter der Zwillinge hat reich geheiratet, so daß sie und Valerie in New York zur gehobenen Gesellschaft zählen und entsprechenden Luxus gewöhnt sind. Damit alles nicht zu geradlinig verläuft, ist zu allem „Unglück“ der für Mia eingestellte Lehrer Daniel nicht so unübel und unsympathisch, wie es auf den ersten Blick scheinen will.

Genügend Potential also, das die Autorin gehörig nutzt. Die Geschehnisse haben sich folgerichtig bis hin zum Finale entwickelt, Figuren und Orte konnte ich mir gut vorstellen, so daß das Kopfkino munter lief. Das Buch entwickelte einen starken Lesesog, so daß ich es kaum aus den Händen legen konnte. Und so wenig ich unvorhergesehene Entwicklungen und Wendungen mag, gelingt es der Autorin dennoch, eine solche dermaßen überzeugend und unvorhergesehen, und dennoch sinnvoll, in die Handlung einzubauen, daß man sich unwillkürlich fragt, weshalb man auf die Idee nicht früher gekommen ist. Damit gelingt es ihr auch, Manches, was einem etwas ungereimt erscheinen mag, im Nachhinein völlig logisch zu erklären.

Am Ende sind also alle offenen Fragen sowie die Verhältnisse geklärt, wenngleich ich mir in zwei Dingen etwas mehr Klarheit erhofft hätte. Das tut dem Buch, das ich gerne gelesen habe, insgesamt jedoch keinen Abbruch. Mit leichter Wehmut, daß der Roman aus ist, jedoch zufrieden ob einiger vergnügter Lesestunden und noch immer etwas in der Geschichte gefangen, habe ich das Buch dann zugeklappt und freue mich auf das dritte Weihnachtsbuch der Autorin, da schon in meinem Bücherregal steht.


Mein Fazit

Mit durchaus ernsten Untertönen hat mich der Roman gut unterhalten und etwas Ruhe in die meist hektische Vorweihnachtszeit gebracht. Ein Buch, das ich gerne noch einmal lesen möchte.

 

 

Über die Autorin (Verlagsangabe)

Angelika Schwarzhuber lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt an der Donau. Sie arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin für Kino und TV und wurde für das Drama „Eine unerhörte Frau“ unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zum Schreiben lebt sie gern auf dem Land, träumt aber davon, irgendwann einmal die ganze Welt zu bereisen.

Bibliographische Angaben

415 Seiten, kartoniert
Verlag: Blanvalet Verlag, München 2019. ISBN: 978-3-7341-0779-5

 

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