Foto: Arnold Zug aus StartpackungSchon seit einigen Jahren trage ich mich mit dem Gedanken an eine eigene kleine Modellbahn hier zuhause. Natürlich in Spur H0, die ich seit meiner frühen Kindheit bevorzuge.
Auf dem Foto eine dreiachsige Dampflok, ein paar Güterwagen, ein Schienenoval - da kommen Erinnerungen an die frühe Kindheit hoch. Doch wieso im Maßstab 1 : 160, also Spur N? Eigentlich baue ich doch im Maßstab 1 : 87, also H0? Falsches Foto?

 

Doch der Reihe nach. Bei so einem Bild kommen Erinnerungen hoch an Weihnachten 1963 oder 1964, so genau weiß ich das nicht mehr, als überraschend eine TRIX-Express Startpackung mit einer BR 80, drei Güterwagen, einem Schienenoval sowie einem Trafo unter dem Weihnachtsbaum lagen. Es dauerte nur wenige Tage, da war aus dem Schienenoval ein solches mit abzweigendem Nebengleis geworden. Einmal mit dem Modellbahnvirus infiziert, war eine Heilung ausgeschlossen. Künftig wurde jedes Jahr zur Weihnachtszeit im Kinderzimmer Platz geschaffen und eine etwa zwei mal einen Meter große Modellbahn aufgebaut, die im Frühjahr wieder in Kisten verpackt auf die nächste Saison warten mußte. Der Vater hatte Freude beim Aufbauen, der Sohn beim Spielen. Naqch etwa zehn Jahren erfolgte auf dringenden Rat des damaligen Modellbahnhändlers die Umstellung auf „TRIX International“, wie das Zweileiter-Gleichstromsystem damals auch genannt wurde.

Mit den üblichen Unterbrechungen ist die Modellbahn das Hobby bis heute geblieben. Seit wir nun 2014 in unser Haus gezogen sind, gibt es Planungen für eine stationäre Anlage. Doch wie ich es auch drehe und wende: es reicht platzmäßig einfach nicht für einen vernünftigen Gleisplan. Jedenfalls nicht in H0. Teils ist der Hobbyraum von anderen Dingen (wie Bücherregalen) belegt, teils geht es nicht, weil Fenster und Türen im Weg sind. Sehr bald schon kam mir der Gedanke „aber in N würde es gehen“. Doch jetzt noch die Baugröße wechseln? Mit dem vielen Material (Loks, Wagen, Bausätze), die ich in H0 habe? Nach etlichen Jahrzehnten H0? Und überhaupt - N ist doch viel zu klein. Aber es würde halt platzmäßig ausgehen...

Nachdem also weiter in H0 geplant wurde und endlich auf einer Fläche von etwa 240 x 140 cm ein Gleisplan feststand, sollte der verwirklicht werden. Fast alle benötigten Schienen wurden beschafft, sogar die Anzahl und Maße der Rahmenbretter wurden genau ausgerechnet, doch irgendetwas hielt mich vom Baumarktbesuch ab. Denn eine solche Anlage würde bedingen, daß sie im Raum verschiebbar ist, weil entweder rechts oder links von ihr zu wenig Platz zum Vorbeilaufen wäre. Sicher machbar - aber kompliziert. Und jedes Mal, wenn man auf die andere Seite will, die ganze Anlage verschieben, nur weil man genau jetzt auf die andere Seite muß, weil dort das zu finden ist, was JETZT benötigt wird?

Da machte es dann endgültig „Klick“ - denn in Spur N gäbe es das Problem nicht. Selbst wenn ich den selben Gleisplan verwirklichen würde, wäre das platzmäßig kein Problem. Und ich könnte zusätzlich auf einem Regal noch einen weiteren Kopfbahnhof als Endbahnhof einer Nebenbahn anbringen. Das Konzept entwickelte einen gewissen Charme. Als ich dann noch die (relativ) neue Zeitschrift „ADJ - Anlagen Design Journal“ in die Finger bekam und mich die dortigen Berichte über Anlagenplanung mehr als nur begeisterten, war es soweit: H0 werde ich nicht aufgeben, dafür habe ich zu viel und es hängen zu viele Erinnerungen daran. Im hiesigen Eisenbahnverein wird H0 gefahren, und auch Module, um die mit solchen von Vereinskollegen beispielsweise auf Ausstellungen zu verwenden, sind weiter möglich. (Siehe etwa die Module Holzverladung, deren Weiterbau derzeit allerdings ruht.) Aber die heimische stationäre Anlage wird im Maßstab 1 : 160, also in Spur N, gebaut werden.

Und da stand ich dann ich alter Tor und war so schlau als wie zuvor. Denn nun galt es viel zu entscheiden, zum Beispiel:

  • - Welches Schienensystem ist das für mich Geeignetste;
  • - Wird analog oder digital gefahren;
  • - Wird ganz klassisch mit Gleisbildstellpult oder digital per PC gesteuert?

Als es in meiner Kindheit mit der Modellbahn losging, war das einfach: die Startpackung war da und gab den Ausschlag für alles Weitere. Zumal Digitalsteuerung noch in weiter Zukunft lag. Doch mit jahrelanger Modellbahnerfahrung will so ein „Neustart“ gut überlegt sein.

Nachdem ich etliche einschlägige Foren besucht, Kataloge und Zeitschriften gewälzt und die Ergebnisse mit meinen Wünschen in Einklang gebracht hatte, hat sich folgendes Ergebnis herauskristallisiert:

  • - Als Schienensystem werde ich Kato-Unitrack verwenden. Das hat den Vorteil der vorhandenen Gleisbettung, was mir das Einschottern erspart. Sicher sieht selbst eingeschottert besser aus, aber gerade in dem kleinen Maßstab erscheint mir ein fertiges Gleis betriebssicherer zu sein. Ferner sind die Weichen polarisiert und die Antriebe verschwinden im Schotterbett. Dafür nehme ich den Nachteil, daß für jede Weiche ein einzelner Decoder eingebaut werden muß (will ich digital steuern) in Kauf.
  • - Im Prinzip werde ich, da es ja ein Neustart ist, gleich von Anfang an digital fahren. Vermutlich wird es allerdings nicht ausbleiben, daß auch analoge Loks in den Bestand kommen. Daher wird die Anlage von vornherein auf beide Betriebsarten ausgelegt: per Schalter soll von Analog auf Digitalbetrieb umgeschaltet werden können. (Ein selbiges hatte ich für meine eigentlich gedachte H0-Anlage vor.)
  • - Ob ich die Anlage analog (klassisches Gleisplanstellpult) oder digital per Computer und Software steuere, weiß ich noch nicht. Beides hat Vor- und Nachteile (so müßte ich mir auf jeden Fall zunächst einen passenden Laptop zulegen). Zum Glück habe ich für diese Entscheidung noch etwas Zeit.

Die übrigen Grundentscheidungen bleiben die selben, wie für die ursprünglich geplante H0-Anlage:

  • - Zeitliche Einordnung etwa um 1913
  • - Bahngesellschaft in der Regel KPEV
  • - Geographische Gestaltung frei Schnauze in einer Fantasiegegend ohne konkretes Vorbild; nicht gerade "Schwarzwaldhof" neben "Holstentor", aber erlaubt ist, was gefällt und zumindest annähernd zusammen paßt.

Dampflok mit KPEV GüterwagenGesagt - getan. Die ersten Schienen bestellt (und schon die ersten Wagen - Brawa Güterwagen der KPEV, siehe Foto), erneut Gleispläne studiert, das Zimmer nochmals vermessen, und mit der Planung des Kopfbahnhofes begonnen, denn der wird als Segment separat von der eigentlichen Anlage gebau, so daß er sich gut für den Anfang eignet. Doch davon in Kürze mehr im nächsten Beitrag. Denn der Gleisplan für den Kopfbahnhof steht inzwischen fest.

 

 

PS: Ach so, das hätte ich fast vergessen. Der Zug auf dem Eingangsbild ist knapp vierzig Jahre alt. Ich hatte meinem Vater zu dessen Rentenenitritt eine Spur N Startpackung von Arnold geschenkt. In meiner Kindheit hatte er immer mit Begeisterung die jährlichen Modellbahnanlagen gebaut, und Hintergrund der Packung war, daß ich ihm einen Anstoß für einen Zeitvertreib als Rentner geben wollte. Von der Packung übrig geblieben ist der Zug, den ich nach seinem Tod in der Hinterlassenschaft fand. Die kleine Lok fährt einwandfrei und bildet nun meinen Start in die Spur N.

 

 

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