Cover: Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen

 

Zum Inhalt

Mark Brian, ein todkranker junger Geistlicher, wird als Seelsorger in ein entlegenes Indianerdorf an der Westküste Kanadas geschickt. Inmitten der Wildnis lernt er, im Gleichklang mit der Natur zu leben und den Tod als Einmünden in diese Harmonie zu begreifen.

 

 

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Der Arzt sagte zum Bischof: „Das bedeutet, Hochwürden, länger als drei Jahre wird Ihr junger Vikar nicht mehr zu leben haben, aber er weiß nichts davon. Werden Sie es ihm sagen? Und was haben Sie mit ihm vor?“

Bisweilen heißt es, ein gutes Buch müsse mindestens vierhundert Seiten haben. Dieses hier beweist das Gegenteil. 154 Seiten können ausreichend sein, eine Geschichte, die mit den obigen Worten beginnt, zu erzählen. Zu berichten davon, wie ein junger Mann als Geistlicher in ein entlegenes Indianerdorf gesandt wird, nur um eines zu lernen: zu sterben.

Kein Wort zu wenig, kein Wort zu viel. Sprachlich fast knauserig knapp, und dennoch ist am Ende alles gesagt. Manchmal sind 154 Seiten mehr als genug.

Sein Gesicht war das eines Indianers, seine Augen die eines Indianers, und in ihnen lag eine abgrundtiefe Trauer.
So sieht Mark das Christusbild in seiner neuen Kirche, als er sie zum ersten Mal betritt. Irgendwann, wenn er längst selbst Teil dieser kleinen indianischen Welt geworden ist, wird auch er diese Trauer in den Augen haben.

Es ist ein stilles Buch, bei dem man beim ersten Satz schon weiß, wie es (zwangsläufig) enden wird, getragen von einer melancholischen Grundstimmung, nicht nur, weil Mark gehen muß, sondern auch, weil das Dorf irgendwann „gehen“ und verschwinden wird, aufgesogen und verdrängt von der modernen Lebensart, in der das Althergebrachte, das Ursprüngliche, vielleicht sogar das Wesentliche, keinen Platz mehr haben.

(...) und seine Augen leuchteten vor Unternehmungslust wie die Augen seiner drei jüngeren Kameraden. Und keiner von ihnen wußte, daß er, als das Kanu vom Ufer abstieß und von der Strömung ergriffen wurde, seine Kindheit hinter sich ließ und sie nie wiederfinden würde.
Es ist ein Buch der leisen Töne, das uns immer wieder daran erinnert, daß das Leben aus Werden und Vergehen, Kommen und Gehen besteht. Nichts bleibt, wie es ist. Und nicht gegen alles können wir uns wehren. Ein Buch des Abschieds und des Abschiednehmens.

Hier kannte jeder Vogel und jeder Fisch seinen Weg. Jeder Baum hatte auf dieser Erde seinen bestimmten Platz. Nur der Mensch hatte seinen Weg verloren.
Aber es ist auch ein Buch des Findens. Still und leise scheint es auf, daß wir eingebunden sind in einen ewigen Kreislauf. Und daß die Akzeptanz dessen zu innerer Ruhe, zu innerem Frieden, zum Einssein mit der Schöpfung führen kann.

In dieser Nacht stürzte der Frühjahrsregen in wahren Wolkenbrüchen vom Himmel, während der junge Vikar damit rang, woran kein Mensch zweifelt und dem doch kein Mensch je bereit ist ins Auge zu sehen.
Letztlich müssen wir lernen, uns einzureihen in den Kreislauf des Lebens, den Kreislauf von Werden und Vergehen, Kommen und Gehen, Leben und Tod. Damit wir bereit sind, wenn es einstens so weit ist. In Ruhe und Frieden. Wenn der Ruf der Eule an uns ergeht.

Am Dorf vorbei floß der Fluß - wie die Zeit, wie das Leben selbst. Er wartete darauf, daß der Schwimmer wiederkäme, auf dem Weg zum Höhepunkt seines abenteuerreichen Lebens und zu dem Ende, für das er geschaffen wurde.

 

Wa Laum
(Das ist alles)

 

Mein Fazit

Ein kleines, stilles, nachdenkliches Buch über eine große Reise.

 

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Bibliographische Angaben

Aus dem Englischen von Kai Molvig
154 Seiten, kartoniert, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000

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