Er war vom Kurs abgekommen. Das spürte er instinktiv. In den Tiefen seiner Seele. (Seite 288)

 

Cover: Eines Tages werden wir tanzenZum Inhalt

Mit was für Hoffnungen war Jade vor einigen Monaten nach Chicago gezogen! Ein Neuanfang auf allen Ebenen sollte es werden.
Nun liegt ihr Leben in Trümmern.
Desillusioniert und schwanger kehrt sie nach Hause zurück und will nur noch eines: ein ruhiges Leben und einen Mann, der sie und das Kind versorgt. Von Liebe oder Gefühlen ist keine Rede mehr.
Ausgerechnet den Jugendfreund Daniel, der seit Jahren heimlich in sie verliebt ist, bitte sie, ihr bei der Suche nach einem Mann, der ihre Kriterien erfüllen kann, zu helfen. Kann das auf Dauer gut gehen?

 

 

 

Vorbemerkung

Die gespoilerte Textstelle (durch "[ ]" markiert) verrät eine Entwicklung, die erst relativ spät im Buch vorkommt, aber für meine in der Rezension genannte Begründung wesentlich ist. Um diese Stelle lesen zu können, bitte einfach mit gedrückter linker Maustaste darüber fahren (die Stelle quasi markieren). Der Text wird dann lesbar.

 

 

Meine Meinung

Da mir der erste Band der „Chapel Springs“-Reihe so gut gefallen hat, habe ich diesen zweiten gleich angeschlossen. Um es gleich vorwegzunehmen: er hat mir sehr gefallen, wenngleich er nicht ganz an den Vorgängerband heran kam. Dazu später mehr. Auch hier gilt, wie schon in den anderen von der Autorin gelesenen Romanen, daß sie es hervorragend versteht, schwierige Themen in eine gut erzählte Geschichte zu packen und dennoch auch an recht schlimmen Stellen nie deprimierend wird, sondern eine positive Grundstimmung erhalten bleibt. Auch hier ist mir besonders positiv aufgefallen, daß die Autorin Themen aufgreift und Situationen beschreibt, wie ich sie in einem christlich geprägten Roman nicht unbedingt erwarten würde. Sie beschreibt kein Leben in einer „christlichen Blase“, sondern die meisten Figuren sind zwar christlich geprägt, müssen ihr Leben aber in einer Welt, wie wir sie vom täglichen Leben her kennen, führen und damit zurecht kommen. Das läßt die Erzählung für mich so lebensnah erscheinen.

War es in „Barfuß am See“ das Thema Alkoholismus, das recht offen und teils drastisch angesprochen wurde, so ist es hier eine Vergewaltigung, mit der Jade irgendwie fertig werden muß. Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, das Vorgängerbuch gelesen zu haben (der Roman ist auch alleine für sich gut verständlich, für die Handlung hier wesentliche Dinge werden an passender Stelle eingeflochten), allerdings ist es durchaus hilfreich, Jades Vorgeschichte zu kennen.

Desillusioniert und schwanger kehrt Jade aus Chicago nach Chapel Springs zurück. Sie will nur noch für ihr Kind leben und hat mit dem Thema Liebe ein für alle Mal abgeschlossen. Denkt sie jedenfalls. Ausgerechnet den engen Freund der Familie Daniel bittet sie, bei der Regelung ihre Zukunft zu helfen: sie sucht einen Mann, mit dem sie eine Zweckehe eingehen kann. Keine Liebe, aber gegenseitige Versorgung. Nie wieder will sie sich emotional auf einen anderen Menschen einlassen. Doch kann das gut gehen? Zumal sie ausgerechnet den Mann fragt, der schon seit Jahren, ohne daß Jade es auch nur ahnt, heimlich und unsterblich in sie verliebt ist.

Als Leser begleitet man Jade durch die folgenden Monate mit ihren Höhen und Tiefen. Vom Motiv „schwanger nach Vergewaltigung“ hat mich das Buch entfernt an Francine Rivers‘ „... der die Schuld vergibt“ erinnert, wenngleich der Schwerpunkt in beiden Bücher je ganz verschieden gewählt ist. Denn hier steht nicht die Frage Abtreibung oder nicht im Vordergrund, sondern ob es Jade gelingt, mit den Erfahrungen ihres bisherigen Lebens (und dazu gehört auch der Tod ihrer großen Liebe Aaron vor ein paar Jahren) soweit zurecht zu kommen, daß sie trotz der teils schlimmen Erfahrungen ein glückliches Leben führen kann.

Da die eigentliche Handlung erst einige Wochen nach jenem schlimmen Ereignis einsetzt, ist die prinzipielle Haltung Jades zu ihrem Kind wie der Umgebung geklärt und spielt keine große Rolle mehr. Die Probleme, denen sie sich stellen muß, fand ich sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Auch hier müssen die Figuren sich der Frage stellen, inwieweit eine abgeschlossene und nicht mehr veränderbare Vergangenheit die Gegenwart und Zukunft bestimmen kann bzw. soll. Für meine Begriffe hat die Autorin auch diesen Erzählstrang sehr wirklichkeitsnah beschrieben. Man fragt sich als Leser an manchen Stellen vielleicht, wann die Figuren endlich kapieren, wo der Hase lang läuft - doch wenn man selbst mitten drin steckt und quasi „betriebsblind“ ist, dürfte es eher wie im Buch entwickelt vonstatten gehen.

Ob es des heftigen Finales bedurft hätte, um alles zu einem Ende zu bringen, sein dahingestellt. Dadurch ist sehr in den Hintergrund getreten, daß [ die Vergewaltigung Jades im Familienkreis eigentlich überhaupt nicht thematisiert wurde. Als sie es endlich gesagt hatte, wurde es zur Kenntnis genommen und spielte keine Rolle mehr. Das fand ich etwas seltsam, ] worauf sich auch meine Eingangsbemerkung, daß dieses Buch nicht ganz an das vorherige herankommt, bezieht.

Alles in allem jedoch hat mir das Buch gut gefallen, vertraute Figuren aus „Barfuß am See“ tauchten auch wieder auf, und ich freue mich schon auf den dritten Band, der dann die dritte der McKinley-Schwestern als Hauptfigur haben wird.

Mein Fazit

Ein gut lesbarer, von positiver Grundhaltung getragener Roman, der um schwierige Themen keinen Bogen macht und zeigt, daß man in die Zukunft blicken sollte.

 

Über die Autorin

Denise Hunter hat über dreißig Bücher veröffentlicht, von denen drei für den Hallmark-Channel verfilmt wurden. Mit ihrem Mann lebt sie in Indiana, die drei Söhne sind bereits aus dem Haus.

Bibliographische Angaben

318 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Dancing with Fireflies. Aus dem Amerikanischen von Dorothee Dziewas
Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2016; ISBN-13: 978-3-86827-594-0

 

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