Zum Inhalt
Von den Anfängen im 9. Jahrhundert bis zum Ende des Russischen Reiches durch die Oktoberrevolution 1917 berichtet der Autor in diesem Sachbuch.
Kommentar / Meine Meinung
Auch die Lektüre dieses Buches ist durch den "Stillen Don" von Michail A. Scholochow veranlaßt worden. Aufgewachsen zu Zeiten des Kalten Krieges, war „Rußland“ für mich den größten Teil meines Lebens gleichbedeutend mit „Sowjetunion“. Erst durch deren Zerfall wurde mir dieser Irrtum bewußt. Im „Stillen Don“ tauchen jedoch einige heute selbständige Staaten als Teil Rußlands bzw. des Russischen Reiches auf. Was es damit für eine Bewandtnis hatte, hoffte ich, aus diesem Buch zu lernen.
Um es kurz zu machen: diese Hoffnung hat sich erfüllt. Donnert gibt auf rund 270 Seiten (der Rest ist Anhang) einen Überblick über die Geschichte Rußlands, beginnend mit dem Kiewer Reich bis zum gewaltsamen Ende, welches die Oktoberrevolution 1917 brachte. In einer auch für den „interessierten Laien“ gut lesbaren Form breitet er die Geschehnisse vom über tausend Jahren russischer Geschichte aus. Klar ist, daß dabei viele Details wegfallen müssen oder nur kurz gestreift werden. Für mich war dieses Buch jedoch die ideale „Erstinformation“ über die Geschichte des Russischen Reiches, von der ich - so wurde mir beim Lesen deutlich - weniger wußte als mir selbst bewußt war.
Durch das ganze Buch hindurch wurde deutlich, wie sehr das Volk unterdrückt wurde, von Beginn des Reiches an durchgängig bis zu seinem gewaltsamen Ende. Die Selbstherrschaft des Zaren war nahezu absolut, und so manches Mal habe ich mich schon gewundert, daß solches über Jahrhunderte aufrecht erhalten werden konnte. Jegliche Versuche, gegen die Herrschaft aufzubegehren, wurden gewaltsam und oft blutig unterdrückt.
Das Buch ist durchgehend sehr flüssig und gut lesbar geschrieben. Es beinhaltet naturgemäß eine Menge Namen, Zahlen und Ereignisse, jedoch habe ich es zu keinem Zeitpunkt als trocken empfunden. Hilfreich sind der Erläuterungen im Anhang zu einzelnen Personen An manchen Stelle irritiert hat mich der Autor durch für mich ungewohnte Begriffe, jedenfalls in dem von ihm gebrauchten Zusammenhang. So benutzt er für den russischen Herrscher sowohl den Begriff „Zar“ als auch „Kaiser“. Letzteres ist mir bisher noch nirgends begegnet, so daß ich ein paar Mal gestutzt habe und nicht ganz sicher war, ob denn der deutsche oder der russische Kaiser gemeint war.
Alles in allem hat das Buch die Erwartungen, die ich in es gesetzt habe, erfüllt. Sicher bin ich nun kein Experte für die Geschichte Rußlands, und schon gar nicht konnte ich mir die Fülle der Informationen merken. Aber für einen ersten Überblick, für das Einschlagen der „Eckpfosten“, zwischen denen künftige Lektüre dann ein feineres Netz spannen kann, war dieses Buch genau richtig.
Das Buch schließt mit den Sätzen: „Die mit der Februarrevolution errungene Freiheit und die Vision eines demokratischen Rußlands sollten rasch wieder verlorengehen. Sie wurden Beute eines Regimes, dessen Vertreter beständig von Freiheit, Demokratie und Sozialismus sprachen, in Wirklichkeit jedoch dem Volk neue Unfreiheit aufbürdeten.“ (Seite 270) Inwieweit sich dies auch auf die heutigen Verhältnisse übetragen läßt bzw. auf das Rußland des „Zaren“ Putin zutrifft, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Kurzfassung
Eine gut lesbares Sachbuch über die Geschichte Rußlands von den Anfängen bis zur Oktoberrevolution 1917.
Über den Autor
Erich Donnert wurde 1928 in Altrohlau bei Karlsbad (Böhmen) geboren. Er war Professor für Osteuropäische Geschichte; er lehrte an den Universitäten in Leipzig, Jena und Halle-Wittenberg.
Bibliographische Angaben
304 Seiten, etliche Abbildungen, im Anhang mit Kurzbiographien, Verzeichnis der russ. Herrscher, Literaturverzeichnis, kartoniert Verlag: Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998