Zum Inhalt
In Beiträgen verschiedener Autoren wird die Geschichte des württembergischen Klosters Bebenhausen dargestellt. Dies sind die Themen:
Wilfried Setzler „Die Geschichte des Klosters Bebenhausen von den Anfängen bis zur Aufhebung“
Barbara Scholkmann und Joachim Pfrommer „Kloster und Archäologie. Ausgrabungen in der Zisterzienserabtei Bebenhausen“
Marc Carl Schurr „Zur Baugeschichte des Klosters Bebenhausen und zur kunsthistorischen Bedeutung seiner Architektur“
Ursula Schwitalla „Zur Geschichte der Bibliothek des Klosters Bebenhausen“
Rüdiger Becksmann „Die Heilsgeschichte in Maßwerk gesetzt. Zur Rekonstruktion des Ostfensters im Chor der Klosterkirche zu Bebenhausen“
Ursula Schwitalla „Der Sebastianspfeil. Die einzig erhaltene Reliquie aus dem Kloster Bebenhausen“
Kommentar / Meine Meinung
Derzeit ist ein Foto des Modells des Klosters Bebenhausen (bei Tübingen) mein aktueller Bildschirmhintergrund, im Mai wird der Faller-Bausatz Bebenhausen bei mir einziehen, um in vermutlich mehrwöchiger Bauzeit zu einem fertigen Modell zusammengesetzt zu werden. Höchste Zeit also, sich mit dem Vorbild zu befassen. Nach der Lektüre eines kurzen Führers war dieses Buch das erste ausführlichere zum Thema. Dies hat sich, obwohl es ein Begleitbuch zu einer Ausstellung ist, als eine sehr gute Wahl herausgestellt.
In den Beiträgen der Autoren entsteht ein zwar sicher nicht vollständiges Bild der ehemaligen Abtei, aber es wird ein sehr guter Überblick über die Geschichte des Klosters von den Anfängen bis in unsere Tage gegeben, ergänzt durch Erklärungen zur Baugeschichte sowie der bau- und kunstgeschichtlichen Einordnung. Gerade die Beiträge zur Baugeschichte sowie über das Maßwerkfenster der Ostwand machen dem Leser die herausragende Stellung der Abtei für die Architektur und Baugeschichte Württembergs (bzw. auch Deutschlands) mehr als bewußt. Die Detailaufnahmen des Maßwerks ließen dabei meinen Respekt vor den damaligen Baumeistern und Handwerkern ins schier Unermeßliche steigen.
Im geschichtlichen Teil bleibt es nicht aus, daß auch über die Lebensweise der Zisterzienser-Mönche berichtet wird. Es wird deutlich, welch hartes Leben die Menschen seinerzeit mit dem Eintritt in den Orden auf sich nahmen. Wenn ich etwa daran denke, daß der Schlafsaal nicht heizbar war, möchte ich lieber nicht wissen, welche Temperaturen dort im Winter herrschten. Ganz abgesehen davon, daß es im Kloster nur einen beheizten Raum gab, in dem man sich aufwärmen konnte.
Die Strenge des Anfangs ging im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte allerdings zumindest teilweise verloren. Ein Kompromiß war schon die Lage des Klosters, die bei Zisterziensern normalerweise abseits von Städten in einem Tal sein sollte. Hier ist Tübingen recht nah, die Lage ist etwas erhöht. Das erklärt sich aus der Gründung durch die Pfalzgrafen von Tübingen, die jedoch zunächst Prämonstratenser riefen. Die blieben jedoch nur wenige Jahre; ihr aufgegebenes Kloster wurde dann von den Zisterziensern übernommen. Wie es zu diesem Ordenswechsel kam, ist heute nicht mehr feststellbar. Von „gewissen Gründen“, die aber nicht näher bezeichnet werden, ist in einer zeitgenössischen Urkunde des Grafen die Rede.
Daß man mit Dingen, die man ablehnt, dennoch gute Geschäfte machen kann, zeigt schon der evangelische Abt Johannes Stecher, der den von ihm 1606 im Kloster aufgefundenen sog. „Sebastianspfeil“ für den hohen Betrag von 500 Gulden an den katholischen Adeligen Adam von Ow in Hirrlingen verkauft hat. Dortselbst ist dieser Pfeil heute noch vorhanden und im Übrigen die einzige Reliquie, die aus dem Kloster Bebenhausen bis in unsere Tage überlebt hat.
Im Verlauf des Buches wird die herausragende Bedeutung, die das Kloster Bebenhausen hatte und hat, deutlich. Zunächst als selbständige Abtei, dann in der Landschaft und im Land Württemberg, nach dem 2. Weltkrieg schließlich als Sitz des Landtages des Landes Württemberg-Hohenzollern. Insgesamt gesehen bietet dieses Buch eine gute Grundlage, wenn man sich weiter mit dem Thema befassen will. Und wenn nicht, erhält man in gut verständlicher Sprache einen Überblick über die Geschichte der Abtei Bebenhausen.
Kurzfassung
Verständlich geschrieben, mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen bereichert, eine gute Einführung und Übersicht über die Geschichte des Klosters Bebenhausen.
Über die Herausgeber
Über Frau Dr. Ursula Schwitalla habe ich keine weiteren biographischen Angaben gefunden.
Wilfried Setzler, geb. 1943, hat Geschichte, Germanistik, Volkskunde, Kunstgeschichte, Philosophie und Politologie studiert. Er war rund 27 Jahre lang Leiter des Kulturamtes in Tübingen. 1995 wurde er zum Honorarprofessor der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität Tübingen ernannt. Er ist in verschiedenen Verbänden aktiv, ein gefragter Redner und gilt als fundierter Kenner der Geschichte Tübingens sowie des Landes.
Bibliographische Angaben
Begleitbuch zur Ausstellung „Ora et Labora“ im Kloster Bebenhausen, 18. Juli bis 11. Oktober 1998
142 Seiten, zahlreiche Abbildungen, kartoniert
Verlag: Universitätsstadt Tübingen, 1998. ISBN-10: 3-910090-28-1