„Paß auf meine Familie auf … auf die traditionelle Weise. Sei der Comanche, der ich hätte sein sollen. Lehre meine Tochter … schütze meine Frau …“* (Seite 11)
Zum Inhalt
Es ist nun zwei Jahre her, daß Nick Bluestones Zwillingsbruder Clark in seinen Armen gestorben ist. Höchste Zeit, den Schwur, den er seinem sterbenden Bruder geleistet hat, zu erfüllen: seine Schwägerin Elaina zu heiraten.
Elaina akzeptiert Nicks Antrag, zumal ihre Tochter Lexie von ihrem Onkel begeistert ist. Und natürlich hat die aufscheinende gegenseitige Anziehung nichts mit ihrer Entscheidung zu tun, wie auch Nick an eine rein durch den Verstand begründete Verbindung denkt. Doch was wird, wenn Gefühle hinzukommen, hat die Ehe unter diesen Bedingungen dann noch eine Chance?
Meine Meinung
Nach dem eher „schweren“ direkt zuvor gelesenen Buch brauchte ich etwas deutlich Leichteres und Unterhaltsameres. Da schien mir dieses Buch genau richtig zu sein. Um es gleich vorweg zu nehmen: beide Erwartungen wurden zur Gänze erfüllt.
Aus Büchern über frühere Zeiten sind mir einige Sitten der Indianer geläufig, etwa daß man sich zum Zeichen der Trauer die Haare schneidet oder sich selbst Verletzungen beibringt. Bei manchen traditionell orientierten scheint das auch heute noch der Brauch zu sein, zumindest läßt es sich aus diesem Buch schließen, denn Nick hat aus Trauer über den Tod seines Zwillingsbruders beides getan. Recht bald wird auch deutlich, daß er sich selbst die Schuld (oder zumindest eine Mitschuld) am Tod seines Bruders gibt.
Die eigentliche Handlung erstreckt sich über wenige Wochen, im Hinblick darauf entwickelt sie sich recht schnell. Das dürfte aber auch dem Genre geschuldet sein, das für lange Entwicklungen eher nicht so prädestiniert ist. Schade eigentlich, denn die Thematik hätte für meine Begriffe das Zeug für einen deutlich längeren und tiefer gehenden Roman.
Von der Problemstellung her mußte ich unwillkürlich an den Film „Loving Leah“ denken, auch wenn der im amerikanischen jüdischen Milieu angesiedelt ist. Dort geht es ebenfalls um die Tradition, daß nach dem Tod des Bruders dessen Witwe vom überlebenden (unverheirateten Bruder) geheiratet werden soll (vgl. 5Mose 25.5ff). Eine Parallele, die ich interessant fand, wenngleich die Intention zwischen jüdischem und indianischem Brauch eine je andere ist. Im ersteren Falle geht es darum, daß der Name und die Familie des Verstorbenen weiter leben, im Letzteren vor allem darum, daß Witwe und Kinder versorgt sind.
Hauptsächlich handelt der Roman davon, daß Nick den Eid, den er seinem sterbenden Bruder vor zwei Jahren geschworen hatte, nun erfüllen und Elaina einen Heiratsantrag machen will. Diese stimmt recht schnell zu, wie auch ihre Tochter Lexie sehr rasch eine Beziehung zu Nick aufbaut und sich quasi vom ersten Tag an bei ihm zuhause fühlt. Die Zustimmung war zwar zu erwarten (der Roman ist ja darauf angelegt), aber ich hätte dennoch etwas mehr Widerstand, oder zumindest eine längere Überlegungs- bzw. Bedenkzeit erwartet. Das hätte das Buch aber vermutlich zu mehr Seiten verholfen, als vom Verlag gewünscht. Hierin - in der fehlenden Länge (und damit in gewisser Hinsicht auch Tiefe) - liegt mein einziger wirklicher Kritikpunkt. Denn wie gesagt, für meine Begriffe böte die Konstellation den Stoff für einen „dicken Wälzer“. Aber das sollte in diesem Fall halt nicht sein.
Sieht man also davon ab, habe ich das Buch sehr gerne gelesen und konnte wunderbar dabei entspannen (und mich von „schwerer Kost“ zuvor erholen). Schon bald hat sich angedeutet, daß es für Nick und Elaina mehr als eine Vernunftehe werden wird, auch wenn beide sich „pflichtgemäß“ eine zeitlang gegen diese Erkenntnis sträuben. Über das weitere Schicksal der drei Hauptfiguren habe ich nach dem Lesen noch eine ganze Weile sinniert; von der Autorin werde ich sicher noch weitere Bücher lesen - zwei sind bereits bestellt. Und das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen.
Mein Fazit
Nick und Elaina heiraten aus Pflichtbewußtsein und entwickeln ungewollt Gefühle. Was auch ein „ausgewachsener“ Roman hätte werden können, wird hier in einem gut lesbaren Unterhaltungsroman erzählt.
Über die Autorin
Bevor Sheri Whitefeather 1998 mit dem Schreiben von Büchern begann, hat sie viele Berufe ausgeübt; in ihren Büchern spielen indianische Elemente immer wieder eine Rolle. Ihr Mann entstammt der Muscogee Creek Nation, sie haben zwei erwachsene Kinder und leben in Californien.
Originaltext und Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe
* = „Take care of my family … the old way. Be the Comanche I should have been. Teach my daughter … protect my wife …“
212 Seiten, kartoniert
Verlag: Silhouette Books, New York 2001. ISBN-10: 0-373-19895-7, ISBN-13: 978-0-373-19895-5