Der Geist der zukünftigen Weihnacht.
Alles im Leben kommt so, wie es kommen muss.
(Seite 210)

Cover: Drei Weihnachtswunder für Lena EngelZum Inhalt

Lena Engel ist das, was man einen Workaholic nennt. Außer Arbeit gibt es nichts in ihrem Leben, ihrer Karriere ordnet sie alles unter. Besonders schlimm wird es bei ihr um die Weihnachtszeit - für diese „Gefühlsduselei“ hat sich überhaupt nichts (mehr) übrig.
Aber dann passiert etwas Seltsames. Mitten in einer Onlinekonferenz beginnt sich das Bild zu verändern und jemand Fremdes mischt sich ein. Doch nur Lena sieht das veränderte Bild und hört die Stimme, die sie direkt anspricht. Wird sie verrückt - oder taucht da plötzlich ein Geist aus einer anderen Welt auf?

 

 

 

 

 

 

Meine Meinung

Das „Weihnachtslied in Prosa“ kenne ich - so viel zum Beginn. Denn wenn ich es nicht kennen würde, wäre diesem Buch viel von seinem Zauber genommen. Jedenfalls dann, wenn man das „Weihnachtslied in Prosa“ kennt und hier eine ungemein gelungene Übertragung in die heutige Zeit vorfindet, die die Geschichte in strahlendem Glanz für die Menschen unserer Tage „übersetzt“.

Dickens „A Christmas Carol“ zählt zu meinen Lieblings-Weihnachtsgeschichten. Ich habe sie schon mehrfach gelesen und kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich die überragende Verfilmung mit George C. Scott als Ebenezer Scrooge gesehen habe; dazu eine ganze Menge anderer, mal mehr mal weniger guter, Adaptionen des Themas der drei Weihnachtsgeister. In Buchform ist dieses, sowie ich es überblicke die erste. Und gleich was für eine!

Natürlich kann man das Buch auch ohne Kenntnis des Vorbilds lesen, keine Frage. Dann ist es „einfach“ eine gut erzählte, warmherzige Weihnachtsgeschichte, die einen verzaubern und zum Nachdenken bringen kann. Und an der einen oder anderen Stelle zum Nachdenken darüber, ob es so etwas wie Weihnachtsmagie oder Geister der Weihnacht - was auch immer das sein mag - geben könnte. Alleine dafür lohnt sich das Lesen schon.

Mit dem „Weihnachtslied in Prosa“ im Hinterkopf wird jedoch klar, wie gut die Autorin einen klassischen Stoff in die Welt unserer Tage „übertragen“ hat. Da müssen Geister sich nicht mehr die Mühe machen, persönlich zu erscheinen - eine Zoom-Konferenz tut es genau so gut. Mühelos lassen sich so innerhalb der Erfahrungswelt unserer Tage die Grenzen von Raum und Zeit überwinden und die Botschaft der Weihnachtsgeschichte (das kann man hier durchaus doppeldeutig verstehen) in die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts übersetzen.

Das wird umso nachvollziehbarer, als daß die Autorin nicht einen unermeßlich reichen Geschäftsmann (wie Ebenezer Scrooge es ist) zur Hauptfigur erwählt hat, sondern eine ganz normale Angestellte eines größeren Unternehmens, die ausschließlich auf ihre Karriere fixiert ist und und um sich herum nichts wahrnimmt, höchstens wenn sie etwas stört oder ihr im Wege ist. Besonders gefiel mir, wie die Autorin die Geschehnisse vor der Erscheinung der Weihnachtsgeister mit dem Fortgang der Geschichte nach deren Rückkehr in die Geisterwelt verbunden und zusammengeführt hat. Das führt, ohne daß sonderlich (oder überhaupt) auf die Tränendrüse gedruckt wird, zu hochemotionalen Szenen, die wahrlich selbst einem Ebenezer Scrooge das Herz erwärmen könnten und auch ihm angeraten sein ließen, möglicherweise das eine oder andere Taschentuch griffbereit zu halten.

Es macht überhaupt nichts, wenn die Geschichte eine gewisse Vorhersehbarkeit in sich trägt (zumindest wenn man das Dickens’sche Vorbild kennt) - der Weg zum Ziel ist dermaßen gut und gekonnt geschrieben, daß ich für die Zeit des Lesens meine Umwelt vergessen habe und nur noch wissen wollte, wie es am Ende ausgeht - obwohl ich das wußte. Auf der letzten Seite angekommen, erfüllt Ausgeglichenheit, innere Ruhe und Zufriedenheit die Seele, hat die Autorin eine fast schon wundersame Geschichte erzählt, die mit einer Prise Weihnachtsmagie versehen so recht auf das Weihnachtsfest einstimmen und den Blick darauf lenken kann, was das wirklich Wesentliche im Leben ist.

 

Mein Fazit

Die beste Modernisierung der Dickensschen „Weihnachtsgeschichte“, die mir je begegnet ist. Unbedingt lesen - es lohnt sich.

 

Über die Autorin (Verlagsangabe)

Ulrike Herwig wurde 1968 geboren und wuchs in Jena auf. Sie studierte Englisch und Deutsch und lebte fast zehn Jahre lang in London. 2001 zog sie mit ihrer Familie nach Seattle, USA, wo sie auch heute noch wohnt. Seit vielen Jahren schreibt sie unter verschiedenen Pseudonymen für Kinder und Erwachsene.

Bibliographische Angaben

253 Seiten, gebunden
Verlag: DTV Verlagsgesellschaft, München 2022; ISBN 978-3-423-29026-5

 

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