She didn’t feel like a little girl anymore. She’d grown up fast, starting from the first time she’d set eyes on Cheyenne Zeke back in Independence, Missouri. (Seite 330)*
Zum Inhalt
Im Jahr 1845 macht sich nach dem Tod seiner Frau Jason Trent mit seinen drei Kindern LeeAnn, Abigail und Jeremy auf den weiten Weg nach Oregon, um dort ein neues Leben zu beginnen. In Independence, Missouri, schlossen sie sich mit einigen anderen Pionieren zu einem Wagentreck zusammen, der von dem Halbblut Cheyenne Zeke als Scout geführt wird. Schon beim ersten Zusammentreffen von Zeke und Abigail knistert es zwischen den beiden, doch Zeke wehrt sich mit aller Macht gegen eine wie auch immer geartete Beziehung - zu grauenhaft sind seine Erfahrungen. Doch während der Reise bleibt es nicht aus, daß man immer wieder in Kontakt kommt. Und zudem gelten in der Wildnis andere Gesetze als in der Zivilisation.
Je weiter die Reise ins Ungewisse geht, je mehr zeigen die Auswanderer ihr wahres Gesicht, vor allem dann, wenn sich Schwierigkeiten auf tun. Und derer gibt es etliche. Von Schlangen über üblen Verbrechern bis hin zu Indianern.
Es ist eine Reise ins Ungewisse, die jeden verändert - jeden der überlebt.
Meine Meinung
Savage Destiny nach Spanish Bit? Eine Serie erst zu einem Drittel gelesen - und schon die nächste beginnen? Nach dem gerade gelesenen „Moon of Thunder“ von Don Coldsmith wollte ich zwar im „Wilden Westen“ bleiben, aber nicht mit der Reihe „Spanish Bit Saga“ fortfahren, weil deren nächster Band rund fünfundzwanzig Jahre später spielt und ich den Figuren erst mal in Ruhe Zeit lassen wollte, ihr Leben zu leben, ehe ich ihnen in ihren (für damalige Verhältnisse) späten mittleren Jahren wieder begegnen würde. Als Kontrast zu Coldsmith schien mir „Sweet Prairie Passion“ gut geeignet. Es spielt über zweihundert Jahre später und hat einen so ganz anderen Plot, daß ich nichts durcheinander bringen würde. Das Buch hat ziemlich genau zehn Jahre in meiner Bibliothek gestanden. Nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich wieso und bedaure jedes Jahr, das es ungelesen war.
Recht bald tauchen in Gestalt von Cheyenne Zeke die ersten Schwierigkeiten auf. Denn er ist ein Halbblut, was bei einigen Vorurteile und krasse Ablehnung hervorruft. Vor allem der Prediger Graydon tut sich da unrühmlich hervor, aber auch Connely ist aus undurchsichtigen Gründen gegen Zeke.
Was mir an dem Buch besonders gefallen hat ist, daß die Autorin sehr um Authentizität besorgt ist. Wenn man einen Western (Film) mit einem Siedlertreck sieht, werden deren Wagen meist von Pferden gezogen. Was eher unwahrscheinlich ist, da viele schwierige Wegstrecken von Pferden schlicht nicht gemeistert werden können. Meist waren es Ochsen, die vor die Wagen gespannt wurden - so auch hier im Buch. Auch liegt der Autorin Verherrlichung einer „großen Vergangenheit“ fern. Das ganze Buch hindurch hatte ich das Gefühl, als ob ein Treck damals genau so, wie beschrieben, unterwegs war. Mit Reibereien unter den Siedlern, mit Problemen mit der teilweise unwegsamen Route, die Ihre Opfer an Menschen und Material forderten. Es gab Dreck, Schweiß, Zusammenhalt, Betrug, Intrigen, aber auch Redlichkeit und Einstehen füreinander.
Alles in allem eine realistische Darstellung, wie so ein Treck seinerzeit vermutlich unterwegs war. Das bedingt allerdings, daß nicht nur die Teilnehmer starke Nerven brauchen, sondern bisweilen auch die Leser. Denn wenn Bittner viele Details nicht ausführlich beschreibt, so weiß man doch, was passiert ist. Da ist die Phantasie, sich das vorzustellen, manchmal vielleicht sogar schlimmer, als wenn es ausführlich beschrieben wäre. Wenn Zekes Cheyenne-Natur die Überhand gewinnt und er „auf dem Kriegspfad“ ist, möchte man ihm nicht in die Quere kommen. Ruben Givens, eine der übelsten Gestalten, die mir je in einem Buch begegnet ist, wird das hoffentlich auch noch lernen - auf die harte Art.
Durch das ganze Buch hindurch zieht sich die beginnende Beziehung zwischen Abigail und Zeke. Da das der erste Band von sieben ist, gibt es zumindest in dieser Hinsicht wenig Zweifel am Ausgang der Geschichte. Der Weg ist das Ziel, und der ist mehr als steinig. Denn Zeke hat in aller Brutalität erfahren, wie sehr Indianer im Allgemeinen und ein Halbblut im Besonderen von den Weißen verachtet werden - und mit ihnen alle die, die sich mit ihnen einlassen. So kämpft er um Abigails Willen gegen aufkommende Gefühle an. Auch dies empfand ich als überaus glaubwürdig dargestellt, vor allem wenn er immer wieder auf die Probleme einer solchen Beziehung hinweist. Die Autorin beschönigt hier nichts - wenn man sich ein bißchen mit amerikanischer Geschichte auskennt, wird einem rasch klar, daß die Schilderungen der (damaligen?) Wirklichkeit sehr nahe kommen.
Das ist übrigens etwas, was mich fast am meisten erstaunt hat: die nüchterne Darstellung der Vorurteile von Weißen gegen die Indianer und was diese für Folgen hatten - bis hin zum „Trail of Tears“ der Cherokee. Da ist nichts mit Glorifizierung Amerikas, im Gegenteil. Ich fürchte nur, daß große Teile Amerikaner das heute immer noch so sehen. Was es nicht besser, sondern eher schlimmer macht.
Die Figuren, abgesehen von einigen durch und durch bösen Bösewichtern, hatten auch ihre Schatten- und ihre schwachen Seiten, was sie sehr menschlich erscheinen läßt. Ein paar Mal habe ich gedacht, daß Abigail für ihre fünfzehn Jahre doch recht erwachsen daher kommt. Andererseits wenn man überlegt, was sie schon vor dem Einsetzen der Handlung durchgemacht hat und während der Monate dieses Buches alles erlebt und erleidet - da wird man sehr schnell vom Kind zum Erwachsenen. Wenn nicht, überlebt man nicht. Auch in der Hinsicht konnte mich die Autorin überzeugen.
Mehr als eine Stelle läßt sich als Hinweis auf künftige Ereignisse der Reihe interpretieren, und wenn dem so ist, steht Figuren wie Lesern einiges bevor. Andererseits, denkt man an die Jahreszahlen, über die sich die Saga erstreckt und daran, daß die Folgebände eher aus Sicht der Indianer bzw. Cheyenne denn der der Weißen erzählt werden, ist klar, daß Blut, Leid und Tränen den Weg begleiten und Zeke und Abigail ihren eigenen „Trail of Tears“ werden gehen müssen. Nach diesem ersten Band habe ich jedoch volles Vertrauen in die Autorin, auch solches so beschreiben zu können, daß es, so schlimm es werden wird, für die Leser erträglich bleibt. Solcherart eingestimmt, wird bald „Ride The Free Wind“ als zweites Buch der Saga folgen.
Denn mit „Sweet Prairie Passion“ hebt eine Saga an, die sich über gut vier Jahrzehnte und mehr als dreitausendeinhundert Seiten erstrecken wird. Mit, hat man die amerikanische Geschichte des Westens jener Zeit im Hinterkopf, vermutlich mehr Tiefen denn Höhen, mehr Leiden als Freuden für die Figuren, wenn man sie durch ihr Leben hindurch begleitet, einer Reise, die mit dem Titel der Reihe mehr als zutreffend beschrieben ist: Savage Destiny.**
Mein Fazit
Ein fulminanter Beginn der siebenbändigen Saga um Cheyenne Zeke und Abigail Trent. Mitfiebern, mitleiden, mitfreuen - und manches Mal alles drei gleichzeitig. So war der „Wilde Westen“. Hart und unerbittlich in grandioser Landschaft. Meisterhaft eingefangen und dargestellt - ein Lesegenuß erster Güte.
Über die Autorin
Rosanne Bittner wurde 1945 geboren und begann schon während der Schulzeit zu schreiben. Ihr erstes Buch verkaufte sie 1983; bisher sind über sechzig Romane von ihr erschienen. Sie ist seit 1965 verheiratet und zweifache Mutter. Sie lebt in der Nähe des Lake Michigan.
Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe
463 Seiten, kartoniert
Verlag: ZEBRA Books, Kensington Publ. Corp. New York NY 1983; 5. Auflage 1996; ISBN-10 0-8217-5342-8; ISBN-13 978-0-8217-5342-2
Sinngemäße Übersetzungen:
* = Sie fühlte sich nicht mehr als kleines Mädchen. Sie war sehr schnell erwachsen geworden, beginnend mit dem ersten Mal, da sie Cheyenne Zeke gesehen hatte in Independence, Missouri.
** = Übersetzungsmöglichkeiten: Wildes Schicksal/Bestimmung - Grausames Schicksal/Bestimmung