„Father?“ asked Little Star cautiously. „The frogs stopped singing, so we hid in the bushes. Where is Mother?“
Looks Far rushed forward and dropped to his knees, gathering both children in his embrace. Only now were the tears able to come.* (Seite 23)

 

Cover: The Sacred HillsZum Inhalt

Harte Zeiten brechen für das Volk an. Von Norden her kommen, einer Invasionsarmee gleich, die Blue Paint, um sich hier niederzulassen. Dabei töten sie alle Einwohner, die sie vorfinden - Männer, Frauen und Kinder ohne Erbarmen oder Unterschied. Ob der schieren Zahl der einfallenden Krieger können weder das Volk noch deren ärgste Feinde, die Head Splitter, nennenswerten Widerstand leisten. Alles ist verloren, wenn nicht das Undenkbare geschieht: beide Stämme begraben ihre Feindschaft und tun sich gegen die gemeinsame Gefahr zusammen. Mit wenigen Gefährten macht sich Looks Far auf den Weg ins Lager der Head Splitter. Nicht wissend, ob er überhaupt dazu kommt, seinen kühnen Plan vorzutragen - oder schon vorher gleich umgebracht wird.

 

 

 

 

Meine Meinung

It was either a new beginning, or the beginning of the end.“ (S. 34)** Besser läßt sich die Situation zu Beginn und über weite Strecken des Buches nicht beschreiben. Wie sehr hier ein Scheidepunkt erreicht ist, wird nicht nur an der recht düsteren Stimmung ob der drohenden existentiellen Gefahr deutlich, sondern auch daran, daß - nach bisherigen Maßstäben der Reihe - relativ viele Tote zu beklagen sind.

Die Handlung setzt etwa fünfundzwanzig Jahre nach Ende des Vorgängerbandes ein, womit ein weiteres deutlich ist: von der „Gründergeneration“ ist niemand mehr am Leben, das „Personal“ hat endgültig zu einer anderen Generation gewechselt. Wenn man die Ankunft von Juan Garcia/Heads Off im ersten Band als Nullpunkt ansieht, so treffen wir viele Ereignisse von früher nun wieder, in Form von Erzählungen, Erinnerungen oder gar Legenden. Das ist einer der Vorzüge dieser (oder überhaupt einer solchen) Reihe: so wie wir uns an Früheres aus der Familiengeschichte erinnern, so tun dies auch die Figuren und mit ihnen wir Leser; vielleicht sogar mit einer gewissen Wehmut, da wir die Protagonisten früherer Tage nicht nur aus Erzählungen (wie die aktuellen Figuren) kennen, sondern quasi selbst bei deren Abenteuern dabei waren.

Das Buch habe ich als Übergang in eine neue Zeit empfunden insofern, als die alte Generation hiermit endgültig abgetreten ist, auch wenn manche der zweiten Generation als inzwischen alte Menschen noch am Leben sind. Nach dem düsteren Beginn wird diese „neue Zeit“ sichtbar und fühlbar. Die Bedrohung durch die eindringenden Blue Paints ist dermaßen groß, daß letztlich keine andere Wahl bleibt, als alte Feindschaften zu begraben und der neuen Gefahr gemeinsam entgegenzutreten. Während der langsamen und vorsichtigen Annäherung kippt nach und nach die Stimmung und Neues scheint aus der Zerstörung auf - sehr schön dargestellt im Gespräch zwischen Looks Far und Wolf’s Head (vgl. S. 76ff). Mit ihnen beginnt der Leser Hoffnung zu schöpfen, obwohl die Situation nach wie vor aussichtslos ist. Alleine die Tatsache, daß das der achte von neunundzwanzig Bänden ist läßt eine gewisse Hoffnung aufkeimen, denn damit es weitere Bände gibt, muß das Volk überleben.

Auf einer ganz anderen Ebene ist das Buch, dessen Handlung um 1625/1627 angesiedelt ist, jedoch hochaktuell, vielleicht für alle Zeiten und alle Länder: die Annäherung der seit Menschengedenken verfeindeten Stämme zeigt sehr deutlich, daß man sich ähnlicher ist, als man gedacht hätte. Aus Feinden werden Freunde - eigentlich auch eine Vorlage für unsere Zeit, wenn man statt Waffen einmal Worte sprechen ließe.

Gerade solche ruhigen Momente habe ich als sehr emotional empfunden, in denen der Ernst der Lage - Figuren wie Lesern - zum vollen Bewußtsein kam (vgl. z. B. S. 79). Schon früher hatte ich über die Reihe geschrieben, daß Coldsmith die Gabe hat, eine Geschichte auf etwa 170 Seiten zu erzählen, für die andere vielleicht vier- bis fünfhundert Seiten benötigen. Ich konnte mir alles lebhaft vorstellen, die Handlung entwickelte sich in genau dem Tempo, das die Geschichte zur Entfaltung benötigt, am Ende hatte ich nicht das Gefühl, als ob etwas fehlen würde. Coldsmith kann mit wenigen Worten viel ausdrücken. Ich bin gespannt, wie das in seinen „dicken“ Romanen ist, die ich irgendwann auch lesen möchte.

Über lange Strecken war ich genau so ratlos wie die beiden Medizinmänner, die sich vergeblich nach einer Lösung den Kopf zerbrachen. Und als eines der wenigen Male habe ich noch vor den Figuren verstanden, wie die Lösung aussehen kann, aussehen muß. Als mir dies durch eine unbedachte Äußerung einer der Figuren bewußt wurde, schlich sich ein fast schon diabolisches Grinsen auf mein Gesicht. Denn die Lösung war hart, grausam und brutal - unter den Umständen jedoch die einzig Mögliche. Denn hier geht es um das Überleben des ganzen Stammes im Angesicht eines übermächtigen Feindes. Falsches Mitleid ist da fehl am Platze.

Am Schluß verknüpfen sich also alle losen Fäden zu einem zufriedenstellenden Ende, das sogar noch eine Überraschung bereit hält. Auf jeden Fall sind die Voraussetzungen für den Fortgang der Reihe so, daß man dieses Buch beruhigt zuklappen und sich auf das nächste freuen kann.

Mein Fazit

Eine existentielle Gefahr bedroht das Fortleben des Volkes - es muß das Undenkbare gedacht und getan werden. Coldsmith gelingt überzeugend der Übergang von der „Gründergeneration“ der Reihe zu den Urenkeln, die sich ganz anderen Problemen als ihre Vorfahren ausgesetzt sehen.

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Sinngemäße Übersetzungen:
* = „Vater?“ fragte Little Star vorsichtig. „Die Frösche hörten auf zu singen, darum haben wir uns in den Büschen versteckt. Wo ist Mutter?“
Looks Far eilte heran, fiel auf seine Knie und umarmte beide Kinder. Erst jetzt konnten die Tränen fließen.
** = Es war entweder ein Neuanfang, oder der Anfang vom Ende.

Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

183 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday & Co, Garden City / NY 1985; ISBN 978-0-385-18924-8

 

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