It had been a hard concept for Sky Eyes to grasp. In his experience in his own country, when two cultures came in contact, each tried to force its beliefs on the other. There was none of that here.* (Seite 34f)

 

Cover: The Medicine KnifeZum Inhalt

Bei der Jagd zerbricht eine Lanzenspitze. Durch Erzählungen eines Besuchers von einem befreundeten Stamm kommt Sky Eyes auf die Idee, eine Expedition in den spanischen Süden nach Sante Fe zu organisieren, um dort Felle gegen Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer und andere Gebrauchsgegenstände einzutauschen, die das Leben in den Plains erleichtern würden.
Zusammen mit seiner Frau Pale Star sowie einigen weiteren ausgewählten Begleitern macht er sich auf den Weg. Doch Gefahren lauern nicht nur unterwegs, sondern auch am Ziel selbst. Es braucht mehr als nur Glück, damit die Reise nicht im Desaster endet.

 

 

 

 

 

Meine Meinung

Es sind rund fünf Jahre vergangen, seit Woodchuck zurück zum Volk kam. Er wie Sky Eyes haben sich so weit integriert, daß sie für Außenstehende von den anderen Stammesangehörigen nicht zu unterscheiden sind, wären da nicht die ungewöhnlichen blauen Augen. Die einzigen eisernen Gegenstände beim Volk sind das Spanish Bit, die wichtige Medizin des Volkes seit den Tagen von Heads Off (siehe Band 1 "Trail of the Spanish Bit" dt.: "Garcia, der Fremde" (1988, NA 1993 als "Kojotes Tochter")), sowie die beiden Messer von Sky Eyes und Woodchuck. Alles andere ist aus natürlichen verfügbaren Materialien oder Steinen hergestellt. Als bei der Jagd eine steinerne Speerspitze zerbricht, kommt Sky Eyes, angeregt durch die Gespräche mit einem Gast eines befreundeten Stammes, auf die Idee, eine Expedition nach Santa Fe zu unternehmen, um Messer, Speer- und Pfeilspitzen sowie andere Gegenstände einzutauschen, die das Leben erleichtern würden. Eine kleine Gruppe macht sich auf den weiten und gefahrvollen Weg in den Süden.

Es geht nicht ganz ins Unbekannte, da einer der Teilnehmer diese Reise schon einmal gemacht hat und daher als Führer dient. Es liegt auf der Hand, daß die Reise nicht ohne Probleme verläuft. Von feindlichen Menschen bis hin zu feindlicher Natur. Immer wieder ist es erstaunlich, wie anschaulich Coldsmith das Leben der Präriebewohner schildert, so daß man meint, selbst dabei gewesen zu sein. Interessant die Begegnung mit Pueblobewohnern. Hier treffen zwei völlig verschiedene Lebensarten aufeinander - keiner kann sich das Leben der anderen so recht vorstellen. Und dennoch kommt man zu gegenseitigem Verständnis und Verständigung.

Ganz anders - und typisch „weiß“ - das Aufeinandertreffen mit den Spaniern. Statt Neugier herrscht hier Mißtrauen nach dem Motto „jeder ist ein Feind, bevor er nicht das Gegenteil bewiesen hat“. Lieber einen zu viel als zu wenig töten. Typisch militärisches Denken herrscht, und hätte Sky Eyes aus seinem früheren Leben das nicht gekannt und einordnen können - wer weiß, was aus der Expedition geworden wäre.

Zum Nachdenken Anlaß gibt die Stelle, als Sky Eyes seiner Frau Pale Star erklären muß, daß es in seiner (früheren) Welt so ist, daß alle den selben Gott verehren. Selbst ins Grübeln kommt er, als er dabei erkennt, daß in einem Krieg alle Parteien den selben Gott um den Sieg sowie die Vernichtung der jeweils Anderen anflehen. Der Autor verwendet in der Reihe, wie in „Über den Autor“ am Ende des Buches zu lesen ist, bewußt niemals den Begriff „Indianer“, sondern beschreibt die Stämme und deren Angehörige schlicht als Menschen, ohne Verwendung bestimmter Stereotypen. Gerade, wenn sich die verschiedenen Welten wie in der beschriebenen Szene direkt begegnen, wird deutlich, wie hoch entwickelt die damaligen Natives auch intellektuell waren. Vielleicht - oder vermutlich bestimmt - sähe die Welt heute anders aus, wären sie in den folgenden Jahrhunderten nicht einem Vernichtungskrieg ausgesetzt gewesen, den sie verloren haben, sondern hätte es einen wirklichen Austausch mit gegenseitigem Lernen gegeben.

Im Unterschied zu den beiden vorigen Bänden der Reihe ist hier von Melancholie nichts zu spüren. Es ist die erste Begegnung von Angehörigen des Volkes mit den Spaniern, seit um 1540 Heads Off, früher als Juan Garcia bekannt, zum Volk kam und dort blieb, so wie über hundert Jahre später dann Sky Eyes (Andre du Pres) und Woodchuck (Jean Cartier) von französischer Seite kamen und blieben. Während diese sich nahtlos an das Leben des Volkes in der Prärie anpaßten und Teil von ihm wurden, kommt es im Weiteren - liest man sich die Rückentexte der nächsten Bände durch - zu vermehrten Begegnungen zwischen dem Volk und Spaniern wie Franzosen. Doch was sich hier an Vorurteilen gegenüber den einheimischen Bewohnern angedeutet hat, wird dort anscheinend mehr und mehr wirkmächtig: die "Überlegenheit" der Weißen sowie deren Besitzansprüche auf etwas, „was rechtmäßig jemand anderem gehört“, wie es 1864 Cheyenne Zeke in „Climb the Highest Mountain“ (Savage Destiny Band 5, von Rosanne Bittner) zu seinen Kindern sagen wird. Was zu diesem Zeitpunkt vom Volk übrig sein wird, bleibt abzuwarten.

Am Ende dieses Bandes sollte man sich mit den Figuren über den Ausgang der Expedition freuen und zu ihren Gunsten hoffen, daß der anstehende Winter nicht zu hart wird und die guten Zeiten noch möglichst lange andauern.


Mein Fazit

Die erste Begegnung des Volkes mit der „weißen Welt“ zeitigt Chancen wie Risiken, glaubhaft und spannend vom Autor aus Sicht der ursprünglichen Bewohner Amerikas geschildert.

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Sinngemäße Übersetzung

* = Es war ein Konzept, das Sky Eyes nur schwer verstehen konnte. Nach seiner Erfahrung in seinem eigenen Land war es so, wenn eine Kultur in Kontakt mit einer anderen kam, versuchte sie, ihre Ansichten der anderen aufzuzwingen. Etwas Vergleichbares gab es hier nicht.

Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

161 Seiten, kartoniert
Verlag: Bantam Books New York 1989. ISBN-13: 978-0-553-28318-1