The one I sing of is Sun Runner, whose name has much meaning even today, long after Sand Creek, the Washita, Wounded Knee, and the Little Big Horn.
This is the story of Sun Runner. This is his song.* (Seite 3)

 Cover: Song of the Cheyenne

Zum Inhalt

Die Zeit des freien Lebens in der Prärie beginnt sich für die Cheyenne dem Ende zuzuneigen, als er auf die Welt kommt. Noch als Junge wird er die Heiligen Pfeile in die Schlacht tragen und erste Kampferfolge erringen. Fortan ist er unter dem Namen Sun Runner weithin bekannt. Ein großes Schicksal erwartet ihn, doch über allem schwebt die dunkle Prophezeiung von Old Lodge, daß die Geister ihm kein langes Leben gewähren werden.

 

 

 

 

Meine Meinung

Sehr bald beim Lesen kamen Erinnerungen an ein anderes Buch auf, zumindest was das Stilistische betrifft. „Der Wind rief seinen Namen“ von Robert J. Conley. „Ein Lied, das der Wind aufgenommen hat und weiterträgt durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage.“, habe ich über Conleys Buch damals geschrieben, und sehr ähnlich empfinde ich es auch hier. In einer kurzen Rahmenhandlung blickt ein alt gewordener Cheyenne zurück auf jene Tage, als es noch wenige Weiße gab und sein Volk in althergebrachter Freiheit lebte. Als es erste Anzeichen gab, daß sich diese Zeiten dem Ende entgegen neigen, wurde Eats-Meat, der später unter dem Namen Sun Runner berühmt wurde, geboren.

Von leichter Melancholie umhüllt meint man, des Abends irgendwo in der Prärie am Lagerfeuer zu sitzen und einer Geschichte aus alter Zeit zu lauschen, die einer der Letzten, der jene Zeiten zumindest als Kind noch erlebt haben, erzählt. In seiner Erzählung wird eine Zeit lebendig, die lange vergangen ist, deren Menschen tot und meist vergessen sind, über die die Geschichte mit der brutalen Macht des Stärkeren hinweggegangen ist. Eine Zeit, in der man nach jahrzehnte-, gar jahrhundertalten Traditionen mit der Natur lebte, seine Feinde bekämpfte, das Überleben sicherte, ohne daß irgend jemand daher kam und Vorschriften machte, wie man zu denken und zu leben habe oder nicht.

Wir erfahren frei von Romantik von einem Leben, das geprägt war vom Lauf der Natur, von Traditionen, vom Kampf ums Überleben. Die Bräuche waren rauh wie die Natur, und Leser mit schwachen Nerven werden etwa die Stelle, an der beschrieben wird, wie ein Skalp präpariert wird, vermutlich überspringen. Wie gesagt, das ist keine romantisch verklärte Geschichte, sondern eher eine Heldenballade, die auch die für uns vielleicht nicht verständlichen Geschehnisse getreulich beinhaltet.

Und so wird aus dem Kind Eats-Meat der berühmte Krieger Sun Runner, nachdem er sich im Kampf gegen die Crow bewährt hat und Erinnerungen an jenen sagenhaften Krieger aus lange verschwundenen Tagen wach werden, der zuerst diesen Namen trug. Auf ihn setzen sich fortan große Hoffnungen, doch ob sie sich erfüllen, sei hier nicht verraten. Der Enkel von Alights On The Cloud, der zu Zeiten Sun Runners lebte, erzählt seine Geschichte bis hin zu jenem Tag, an dem der rote Falke seine Kreise zog und sein Screeee! Screeee! in den Himmel schrie.

 

Mein Fazit

Wie eine Ballade, eine Art Heldensage aus früherer Zeit wird die Geschichte des legendären Cheyenne-Kriegers Sun Runner erzählt. Geschichte vermischt sich mit Legende, und niemand weiß, ob sein Geist nicht noch immer lebt und schneller als sein eigener Schatten rennt.

 

Über den Autor

Jory Sherman wurde 1932 in Minnesota geboren und wuchs in West Texas, Louisiana, und Colorado auf. Er arbeitete eine zeitlang als Magazinredakteur und hat über dreihundert Bücher veröffentlicht. Für "Grass Kingdom" wurde er für den Pulitzer Preis nominiert. Er starb im Jahr 2014.

Sinngemäße Übersetzung und Bibliographische Angaben

* = Derjenige, von dem ich singe, ist Sun Runner (Sonnenläufer), dessen Name auch heute noch eine große Bedeutung hat, lange nach Sand Creek, Washita, Wounded Knee, und Little Big Horn.
Das ist die Geschichte von Sun Runner (Sonnenläufer). Dies ist sein Lied.
(Anm.: Sand Creek, Washita, Wounded Knee: Orte, an denen Massaker an den Cheyenne bzw. Sioux verübt wurden.)

Meine gelesene Ausgabe:
181 Seiten, kartoniert
Verlag: Tom Doherty Associates Book, New York 1987; ISBN-10: 0-812-53095-0, ISBN-13: 978-0-812-53095-7

Deutsche Ausgabe: Das Lied der Cheyenne
181 Seiten, kartoniert. Aus dem Amerikanischen von Joachim Honnef
Verlag: Heyne Verlag, München 1987; ISBN-10: 3-453-00150-8, ISBN-13: 978-3-453-00150-3