Sind die Probleme einer Situation in direkter Proportion zu deren Erwünschtheit? Es schien absolut möglich.* (Seite 64)

 

Cover: Fort de ChastaigneZum Inhalt

Etwa fünfzehn Jahre nach den Ereignissen aus „Song of the Rock“ reisen White Fox mit seiner Frau South Wind und ihrem jugendlichen Sohn Red Horse als Führer einer französischen Expedition den Missouri hinauf. Erstaunt stellen sie dabei fest, daß es zwischen den Franzosen Spannungen gibt, die sie nicht verstehen können. Da sind einerseits die Soldaten mir ihrem offiziellen Anliegen, Handel mit den Stämmen zu treiben, und andererseits die Voyageure, die auf eigene Faust Geschäfte machen wollen und vor Gewalttaten, die die ganze Mission gefährden, nicht zurück schrecken.

 

 

 

 

 

Meine Meinung

Es mögen so sechzehn, siebzehn Jahre vergangen sein, seit wir White Fox und South Wind nach ihren Erlebnissen im „Song of the Rock“ verlassen haben. Ihr ältester Sohn ist an der Schwelle zum Krieger, als der gewöhnliche Jahresablauf unterbrochen wird. Während der Feierlichkeiten zum Sonnentanz tauchen plötzlich Fremde auf. Fremde Weiße. Franzosen.

Doch bevor das Fremde bestimmend wird, gilt es innezuhalten. Erinnerungen kommen hoch an längst vergangene Zeiten, als White Fox durch die Ankunft der Besucher an seine Vorfahren erinnert wird. An seinen Großvater Woodchuck, der seinerzeit mit Sky Eyes zum Stamm kam. Es tauchen Namen wie Looks Far oder Pale Star auf, die alle nicht mehr unter den Lebenden weilen. So beginnt das Buch mit einer gewissen Melancholie, haben wir doch vor nicht gar zu langer Zeit (bzw. wenigen Vorgängerbänden) von den Geschicken der Verblichenen gelesen, mit ihnen gelitten und uns mit ihnen gefreut. Aber in einer Saga, die mehrere Jahrhunderte überspannt, sind wir immer nur kurz zu Besuch bei einer Generation und können nicht auf Dauer verweilen.

In diesem Band scheint sich ein Bruch anzudeuten, in der Historie wie im Stil. Wobei Letzteres, schaue ich auf die Inhaltsangaben zu den nächsten Bänden, auf dieses Buch beschränkt zu sein scheint. In allen bisherigen Bänden war die Erzählweise sehr handlungsbezogen, ohne große „philosophische“ Überlegungen oder ausladende Beschreibungen; das ist auch hier so. Es gab immer klare Handlungsträger im Mittelpunkt, aus deren Sicht berichtet wurde. Hier nun scheint es mir, als ob die Handlung selbst im Mittelpunkt steht und die Figuren, selbst die Hauptfiguren, Nebensache und nur dazu da sind, die Geschehnisse zu zeigen, zu deuten und fortzuführen.

Und noch etwas ist in diesem Buch anders: Coldsmith hat es hier zum ersten Mal geschafft, mich mit einer Entwicklung völlig zu überraschen, die so über weite Teile des Buches nicht absehbar war. So wenig ich unvorhergesehene Wendungen auch mag, hier war die absolut passend und sehr gut und sinnvoll in den gesamten Handlungsbogen integriert.

Coldsmith schreibt, was die Sympathie betrifft, aus Sicht und auf Seiten der Indianer, auch wenn die meisten Franzosen hier ebenfalls eher erfreuliche Figuren sind. Durch die gemeinsame Reise den Missouri hinauf werden immer wieder die Unterschiede im Denken und Handeln zwischen „weiß“ und „rot“ sichtbar. Deutlich wird dabei nicht nur die größere Naturverbundenheit der Indianer, sondern auch die völlig andere Denk- und Lebensweise, von der man auf „weißer“ Seite einiges lernen könnte, wäre man nicht so überheblich, sich selbst als absolut vollkommen zu betrachten. Was in späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten zu entsprechenden Konsequenzen führen wird.

Red Horse, der hier auf seiner ersten großen Reise zusammen mit seinen Eltern unterwegs ist, hat am Ende viel gelernt - über sich, über die Menschen, über Lebensweisen. Ich schätze, das wird ihm im nächsten Band der Reihe „Quest for the White Bull“ helfen, die dann anstehenden Gefahren zu meistern. Doch bis dahin mag er noch einige Jahre lang seine Jugend genießen.

 

Mein Fazit

Gekonnt führt Coldsmith die Geschichte seines Volkes zu Beginn des 18. Jahrhunderts fort. Besonders deutlich wird hier die recht verschiedene Weltsicht der „Weißen“ und der Indianer.

 

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Originaltext und Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

* = Does a situation have problems in direct proportion to its desirability? It seemed entirely possible.

182 Seiten, 1 Stammbaum, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday New York/London/Toronto/Sydney/Auckland 1990; ISBN-10: 0-385-24576-9, ISBN-13: 978-0-38524576-0

 

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