Remember, Firstborn Son, never ask a river for anything unless you are shure it is something that you truly desire. For when I was given what I asked for, it was not something that I wanted at all. (Seite 15)
Zum Inhalt
Sacajawea war im Alter von elf Jahren von einem fremdem Stamm gefangen und entführt worden, jetzt mit sechzehn frisch verheiratet und werdende Mutter. Es war sie, die von Meriwether Lewis und William Clark als Führerin und Übersetzerin für die Lewis und Clark Expedition ausgewählt wurde. Jene Expedition, die im Auftrag von Präsident Thomas Jefferson zum Pazifik gesandt wurde, um das durch den Louisiana-Landkauf erworbene Land zu erforschen. Abwechselnd von Sacajawea und William Clark erzählt, entsteht ein lebendiges Bild jener sagenhaften Unternehmung, die den Weg in den Westen bereitete.
Vorbemerkung
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Kommentar / Meine Meinung
My friends, as we gather around this fire, let me tell you a story. It is the story of how the worlds of the white men and the Indians came together. ...** Mit diesen Sätzen beginnt das Buch, und es ist gleich klar, daß Joseph Bruchac ein storyteller im besten Sinne des Wortes ist. Der Sohn Sacajaweas ist es, der in der Rahmenhandlung zu uns spricht. Derselbe, dem dann im Verlaufe des Buches seine Mutter sowie der „gute Onkel Clark“ aus jeweils eigener Sicht die Geschehnisse jener Zeit, jener Expedition berichten, die als die „Lewis-und-Clark-Expedition“ in die Geschichte eingegangen ist.
Doch zunächst erfahren wir kurz, war zuvor geschah. Wie Sacajawea und ihre Freundin Otterfrau als elfjähriges Kinder von den Minetaree geraubt und später an Toussaint Charbonneau verheiratet wurden. Denn durch die Verheiratung mit einem Händler versprach sich der Stamm bessere (Handels-) Beziehungen mit den Weißen.
Als die Expedition, deren Ruf schon weit vor ihnen den Fluß hinaufgeeilt war, schließlich im Dorf ankam, wurden Charbonneau und Sacajawea als Führer und Übersetzer für die weitere Reise engagiert. Wobei Charbonneau wohl das notwendige Übel war, das man in Kauf nehmen mußte, um Sacajawea mitnehmen zu können.
Abwechselnd von der Indianerin und Cpt. Clark wird der Verlauf der Geschichte erzählt und dabei immer wieder „Pomp“, wie Sacajaweas Sohn genannt wurde, angesprochen, dem die Geschehnisse berichtet werden. Dabei hält sich der Autor sehr eng an die zahlreich vorhandenen Quellen, wie er im informativen Nachwort zeigt. Zu jedem Kapitel gibt es einen kurzen „Prolog“; im Falle Sacajawes sind das Mythen und Geschichten der Schoschonen bzw. der unterwegs angetroffenen Stämme, im Falle von Clark Originalzitate aus den Journalen der Reise. Bei der Gelegenheit ist mir eine weitere Fassung der indianischen Schöpfungslegende um den Vogel, das Wasser und die Schildkröte begegnet.
Überhaupt ist es bemerkenswert, wie eng sich der Autor an die historischen Quellen gehalten hat. Im Nachwort gibt er ein Beispiel, indem er eine Stelle aus dem Tagebuch von Meriweather Lewis zitiert und dann die entsprechende literarische Verarbeitung dem gegenüberstellt. Auch geht er auf die Unterschiede von Fakten und Fiktion ein, die in einem Roman nunmal unabdingbar sind. Jedoch lassen sich alle wesentlichen Ereignisse, auch soweit sie Sacajawea betreffen, historisch aus den zahlreichen Quellen belegen.
Interessant fand ich den jeweils gelungenen Wechsel der Perspektive zwischen Clark und Sacajawea. Clark erzählt aus „weißem“ Blickwinkel, Sacajawea eindeutig aus indianischem. Was man auch daran merkt, wie eingenommen Clark für die Sache der „Weißen“ im Allgemeinen und der der Vereinigten Staaten im Besonderen ist. Sie (Clark und Lewis) denken, sie kommen, halten eine Rede - und alle Streitigkeiten werden, weil es der große weiße Vater in Washington so will, begraben und alle Kriege beendet. Wunschdenken, wie im Verlauf des Buches deutlich wird. Auch die Überheblichkeit, sich über die Ratschläge der „Eingeborenen“ hinwegzusetzen, wird deutlich. Mit den daraus resultierenden Folgen, daß man eben nicht gegen, sondern nur mit der Natur leben und überleben kann. Daß diese Lehre jedoch länger als die Dauer der Expedition Bestand hatte, hat die Geschichte im weiteren recht deutlich gezeigt.
Schade, daß es das Buch nicht in deutscher Sprache gibt. Nicht, weil es schwer verständlich wäre. Im Gegenteil, es liest sich leicht und flüssig. Nur bei sehr wenigen Begriffen, meist bei nicht so geläufigen Bezeichnungen für Pflanzen oder Tiere, mußte ich ein Lexikon benutzen. Schade, weil so viele Menschen dieses Buch, das gut als erster Kontakt mit und Information über Sacajawea dienen kann, nicht werden lesen können. Wer noch nicht viel über die Thematik weiß, für den ist das Buch sehr gut als Einstieg, als erste Information geeignet.
Vogelfrau, wie ihr Name übersetzt heißt, ist eine der großen Gestalten in den USA, die immer wieder (oder noch) Gegenstand von Untersuchungen und der Forschung ist. Die offizielle Meinung besagt, daß sie 1812 gestorben sei. Bei den Schoschonen (aber nicht nur bei diesen) jedoch heißt es, daß sie sehr alt wurde und um 1884 starb.
Wie dem auch sei, am Ende des Buches ist auch eine große Reise zu Ende. Ich will diese Vorstellung daher mit den Worten Sacajaweas ausklingen lassen. Jener kleinen großen Frau, ohne die vielleicht die Geschichte der Eroberung des (amerikanischen) Westens anders verlaufen wäre.
I had dreams of traveling when I was young. I had asked the river to carry me with it. But when my travels began, they were far harder than I could ever have imagined. (...) But one never knows how much strength one truly has until that strength is tested. *** (Seite 193)
Kurzfassung
Eine gut lesbare und lebendige Darstellung der Zeit, in der Sacajawea die Lewis-und-Clark-Expedition begleitete. Mit kurzem Eingehen auf die Ereignisse zuvor und auch danach.
Sinngemäße Übersetzungen und bibliographische Angaben
Sinngemäße Übersetzungen:
* = Denke daran, Erstgeborener Sohn, bitte niemals einen Fluß um etwas, bevor Du nicht absolut sicher bist, daß es etwas ist, was Du tief im Herzen auch willst. Denn als sich mein Wunsch erfüllte, geschah das völlig anders, als ich es mir je gewünscht hatte.
** = Meine Freunde, während wir uns hier rund ums Lagerfeuer versammeln, möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte, wie die Welten des Weißen Mannes und die der Indianer zusammen kamen.
*** = Als ich jung war, hatte ich hatte vom Reisen geträumt. Ich hatte den Fluß gebeten, mich mit fort zu nehmen. Doch als meine Reisen begannen, waren sie ungemein viel härter als ich es mir hätte je in meinen Träumen ausmalen können. (...) Doch niemand weiß, wie viel Kraft in einem steckt, bevor diese Kraft nicht benötigt wird.
The Story of Bird Woman and the Lewis and Clark Expedition; 200 Seiten, 1 Landkarte, gebunden mit Schutzumschlag.
Verlag: Harcourt Inc., Orlando (u. a.)., 2000; Altersangabe lt. Verlag: ab 12 Jahren; ISBN 978-0-15-202234-1