Cartier drew a deep breath. Here he was, he realized, thinking like one of the People, rather than like a civilized European with a certain amount of education. Well, why not? This was their country, as France was his. Was it not possible that the spirits were different here? Not better or worse, but different?* (Seite 85)

 

Cover: Return to the RiverZum Inhalt

Etwa fünf Jahre nach den Ereignissen im „River of Swan“ wird Cartier/Woodchuck aus seiner Lethargie geweckt. Er soll eine Expedition als Scout begleiten, die die Mündung des Mississippi erkunden soll. Im Fort Michi-ghan konnte er den Tod seiner Frau verdrängen, doch jetzt, unterwegs in der Wildnis, kommen alle Erinnerungen an jene Zeit mit Macht zurück. Er ertappt sich dabei, Heimweh nach dem Volk und der Prärie zu haben.
Unterwegs macht er Bekanntschaft mit einem jungen Indianer, der sich der Expedition anschließt, da er die am Fluß lebenden Stämme kennt. Dieser gibt Cartier/Woodchuck den Anstoß, die Expedition zu verlassen und zurückzukehren in das Gebiet, das er gefühlsmäßig als Heimat empfindet. Es beginnt eine lange und gefahrvolle Reise nach Hause - an den River of Swan.

 

 

 

 

Meine Meinung

„Ob diese Melancholie allerdings schon jetzt auf Dauer ist, wird sich im nächsten Band zeigen.“ - so habe ich gegen Ende der Rezension zum Vorgängerband „River of Swans“ geschrieben. Um es vorwegzunehmen: die Antwort ist eindeutig „Jein“.

Etwa fünf Jahre sind vergangen, Cartier/Woodchuck macht immer noch Dienst im Fort Michi-ghan. Seine Sinne hat er nach dem tragischen Tod seiner Frau betäubt, ohne rechtes Ziel lebt er vor sich hin, verbannt die Gedanken an seinen Sohn aus dem Gedächtnis und ist innerlich mehr oder weniger auch gestorben. Die Melancholie, die über dem Ende des letzten Bandes lag, setzt sich anscheinend nahtlos fort. Allerdings nur so lange, bis er eines Tages als Scout mit dem Marquis Pierre de Foixainne auf eine Expedition gesandt wird, die die Mündung des Mississippi ins Meer suchen soll.

Kaum hat Cartier/Woodchuck das Fort verlassen, beginnt er sich zu verändern, und mit ihm die Stimmung des Buches. Es wird immer deutlicher, daß er nach seiner damaligen Rückkehr nie mehr ganz zurück in die „weiße“ Welt gefunden hat. Eines der schon im „River of Swan“ angedeuteten grundsätzlichen Probleme deutet sich an, akut zu werden: wenn zwei Welten aufeinander prallen, wird es schwierig. Irgendwann muß man sich entscheiden. Je weiter die Expedition in die Wildnis vordringt, je mehr verschwindet „Cartier“ und umso deutlich taucht „Woodchuck“, wie sein indianischer Name lautet, wieder auf. Mit ihm seine Vergangenheit beim Volk sowie zunehmendes „Heimweh“ in die Prärie. Je weiter ihn die Reise vom Fort Michi-ghan weg führt, um so weniger weiß er, wo er hin gehört - und wo er hin will. Es bedarf eines Anstoßes von außen, bis er eine Entscheidung fällt. Diese dann jedoch konsequent.

Ist diese getroffen, verändert sich auch die Stimmung des Buches. Die Melancholie verschwindet zusehends, während Woodchuck sich auf den Weg nach Hause, zurück zum Volk macht. Es versteht sich, daß diese Reise weder einfach noch ungefährlich verläuft und manche Überraschung bereit hält.

Erstaunlich finde ich immer wieder, wie gut Don Coldsmith seine Welt geschildert hat und vor allem, wie gut er diese durch die Augen der Native Americans betrachten und beschreiben kann. Damit erhält man auch als Leser eine recht gute Vorstellung davon, wie das Leben der Stämme um die Mitte des 17. Jahrhunderts ausgesehen hat. Und vor allem in diesem Buch, wie verschieden das war - je nach dem, ob es schon Kontakt zu „Weißen“ gab oder nicht. Während die Stämme um Fort Michi-ghan herum bereits bis zu einem gewissen Grade korrumpiert sind, leben die weiter westlich gemäß ihren Traditionen noch nahezu unberührt von fremden Einflüssen.

Genau dies ist eines der Hauptthemen des Buches. Was sich im Vorgänger schon andeutete, wird hier um so klarer und kommt schließlich zum Ausbruch, als gegen Ende die beiden Welten hart und unversöhnlich aufeinanderprallen. Dabei wird überdeutlich, daß die europäischen Ankömmlinge Amerika quasi als ihr Eigentum betrachteten, das es zu besiedeln und „kultivieren“ galt. Völlig außer Acht gelassen wurde, daß der Kontinent bereits bewohnt war und daß diese Menschen möglicherweise ältere Rechte bzw. überhaupt Rechte hatten so zu leben, wie sie selbst es wünschen. (Zu) Wenige Weiße sahen das so. Wohin das letztlich im 19. Jahrhundert geführt hat, ist in den Geschichtsbüchern nachzulesen. Wobei diese meist von den Siegern geschrieben worden und entsprechend einseitig sind.

Hier kommt dieser Konflikt stellvertretend im Zusammentreffen von Sky Eyes und Woodchuck zum Ausbruch, wobei sich zeigt, daß es ein sowohl als auch nicht gibt, nur ein entweder - oder. Wie für diese beiden die Entscheidung ausfallen wird, bedarf keiner großen Weitsicht. Aber die Grundthematik ist da, und wenn man sich die Klappentexte der nächsten beiden Bände ansieht, wird schmerzlich bewußt, daß das ungestörte Leben des Volkes möglicherweise nicht mehr allzulange Bestand haben wird.

Aber am Ende dieses Buches ist die Melancholie verflogen, die Kämpfe dieser Erzählung ausgestanden und die Hoffnung auf ein ruhiges Leben übermächtig. Gönnen wir Figuren wie uns diese friedlichen Momente, bevor der Ernst des Lebens im nächsten Band wieder zuschlägt.

Mein Fazit

Woodchuck, für die „weiße Welt“ verloren, zieht es zurück zum Volk, nach Hause. In einer langen Reise über den halben Kontinent muß er mehr als einen Kampf bestehen, um zu überleben.

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Sinngemäße Übersetzung:
* = Cartier atmete tief durch. Hier, so wurde ihm bewußt, dachte er mehr wie das Volk als wie ein zivilisierter Europäer mit einem gewissen Grade an Erziehung und Bildung.
Nun, weshalb nicht? Das war ihr Land, so wie Frankreich das seine war. War es nicht möglich, daß die Seele hier eine andere war? Nicht besser oder schlechter, sondern anders?

Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

182 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday & Company Inc., New York 1987. ISBN 78-0-385-23520-4

 

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