Entweder hatte Gott einen grausamen Sinn für Humor, oder er war ihm völlig egal.* (Seite 117)

Cover: Hope in the Mountain RiverZum Inhalt

Einige Wochen nach den Ereignissen des Vorgängerbandes ist die Gruppe um Beaver Tail wieder auf der Reise, immer noch auf der Suche nach Adam, Joels Bruder. Unterwegs treffen sie auf die beiden Nez Perce Frauen Elan und ihre Freundin Meksem. Nach dem Tod von Elans Mann und Kind sind sie unterwegs zum Missouri. Da sie allerdings wissen, wo sich das Camp befindet, in dem Adam sein könnte, ändern sie ihre Pläne und reisen künftig als Führerinnen mit.
Die gemeinsame Reise entwickelt sich zu einem Abenteuer, das mit tödlichen Gefahren aufwartet und das Leben aller für immer verändert.

 

 

 

Vorbemerkung

Im Spoiler (zwischen den [ ] ) finden sich wesentliche Vorgänge aus dem Buch, teils von kurz vor dem Ende. Wer also nichts von der Handlung wissen will, sollte die nicht lesen. Allerdings kann ich meine Meinung teilweise nur im Hinblick auf die im Spoiler genannten Ereignisse begründen. Um diese Stelle lesen zu können, bitte einfach mit gedrückter linker Maustaste darüber fahren (die Stelle quasi markieren). Der Text wird dann lesbar.

 

Meine Meinung

Da ich unbedingt wissen wollte, wie es nach den Ereignissen des Vorgängerbandes weiter geht, habe ich direkt danach den zweiten der Call of the Rockies-Serie gelesen. Und bin nun etwas zwiegespalten mit meiner Meinung. Kurz gesagt: die Geschichte an sich hat mir gefallen, aber die Ausführung hat mich nicht so ganz überzeugen können. Etliches, was ich über den ersten Band der Call of the Rockies-Serie geschrieben habe, trifft auch auf diesen Roman zu.

Auch dieser Roman wird sehr handlungsbezogen erzählt, das bedeutet, es gibt nur wenige Landschaftsbeschreibungen, auch zu den Figuren wird nicht allzuviel ausgeführt, so daß die allesamt etwas blaß bleiben. Das irritiert mich daher etwas, weil die Spanish-Bit Romane von Don Coldsmith, die ich ebenfalls auf Englisch lese, auch jeweils so um die 180 Seiten umfassen, nur daß der sowohl die Landschaft so beschreibt, daß ich mir die gut vorstellen kann, als auch den Figuren deutlich mehr Leben einhaucht als Misty M. Beller dies tut. Bisher bin ich mir noch nicht so recht im Klaren, woran das eigentlich liegt.

Ferner sind mir in diesem Buch einige Dinge aufgefallen, die für meine Begriffe nicht so hätten passieren können. Jedenfalls nicht, wenn man von der realen Welt spricht. [ So stürzt Joel samt seinem Pferd einen schneebedeckten Abhang hinab, sie rollen quasi hinunter und Joel gerät ein paar Mal unter das Pferd. Unten angekommen, haben beide praktisch keine Verletzungen. Später erleidet Joel einen Bauchschuß. Mit etwas Glück kann das so ausgehen, wie im Buch. Daß er allerdings nach ein paar Tagen schon wieder aufstehen und so, wie im Buch beschrieben, handeln kann, bezweifle ich. Da nützt auch die Beschreibung der Schmerzen nichts - das ist einfach unrealistisch. Von der Sache mit dem Eis gegen Ende des Buches will ich gar nicht erst anfangen. ] Mir ist zwar die dramaturgische Bedeutung dieses letztgenannten Ereignisses durchaus bewußt, doch etwas weniger unrealistische Dramatik hätte ich doch besser gefunden. Auch gegen Ende des ersten Romanes gab es ein dramatisches Ereignis, das paßte jedoch deutlich besser und war vor allem sehr realistisch in der Wahrscheinlichkeit, daß solch etwas eintritt.

Wie in meiner Rezension zu „Freedom in the Mountain Wind“ angedeutet, empfand ich dort das christliche Element etwas zu holzschnittartig eingeführt. Hier nun erschien es mir teilweise aufgesetzt und zu sehr betont. Es ist normal, daß man in Krisensituationen instinktiv betet (für die meisten Menschen jedenfalls). Nicht umsonst heißt es „Not lehrt beten.“ An diesen Stellen paßt es auch. Immerhin sind unsere „Helden“ im Dezember 1830 in den Rocky Mountains unterwegs und vielen Gefahren ausgesetzt (was schon mit den nicht befestigten Wegen, besser Pfaden, beginnt). Ob damals Trapper oder Mountain Men allerdings so fest in ihrem Glauben waren, wie hier im Buch, da habe ich doch so ein bißchen meine Zweifel. Bei Caleb mag das angehen, der war in seinem „früheren Leben“ Pastor, aber bei den anderen? Da hatte ich das Gefühl, das christliche Element sollte unbedingt mit ins Buch (was zu dem paßt, was die Autorin auf Ihrer Webseite über die Art Geschichten, die sie erzählen möchte, schreibt). Was allerdings stimmt (wenngleich es erst ein Jahr später als die Geschehnisse des Buches stattfand) ist die Mission der Nez Percé. Allerdings kommt es ja öfters vor, daß geschichtliche Ereignisse in Romanen etwas vorgezogen (oder „verspätet“) werden. Wenn es an einigen Stellen heißt, daß Missionare vom christlichen Glauben erzählt hätten, stimmt das sachlich prinzipiell auf jeden Fall.

Das klingt nun alles nicht so sehr positiv; an manchen Stellen, die mir gar zu unwahrscheinlich erschienen, habe ich mich durchaus gefragt, weshalb ich eigentlich weiter lese. Aber da kommt das Erzähltalent der Autorin ins Spiel. Denn auch für diesen zweiten Teil gilt, daß mich die Geschichte an sich ungemein in den Bann gezogen und einen Lesesog erzeugt hat, daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, bevor ich nicht die letzte Zeile gelesen hatte. Etwas muß die Autorin also auch hier sehr richtig gemacht haben, damit der Leser bei der Stange bleibt. Trotz aller Kritik bin ich gespannt, wie die Handlung sich im dritten Teil weiter entwickeln wird, der nahtlos an diesen anschließen wird. Ich will auf jeden Fall wissen, was den „Helden“ an weiteren Abenteuern in den Rocky Mountains bevorsteht.

 

Mein Fazit

Auch hier erzählt die Autorin ihre Geschichte seht mit dem Fokus auf der Handlung. Trotz ein paar Ungereimtheiten habe ich das Buch gerne gelesen, denn Beaver Tail, Susanna, Joel, Elan und wie sie alle heißen, haben sich einen Platz in meinem Herzen erobert.

 

 

Über die Autorin

Misty M. Beller wuchs auf einer Farm in South Carolina auf; mit ihrem Mann und fünf Kindern lebt sie noch immer dort. Sie hat bisher über dreißig Bücher veröffentlicht, meist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im amerikanischen Westen angesiedelt und von christlicher Grundhaltung geprägt, von denen bisher keines ins Deutsche übersetzt wurde.

Originaltext und Bibliographische Angaben

* = Either God hat a cruel sense of humor, or He didn’t care at all.

179 Seiten, kartoniert
Reihe: Call of the Rockies 2
Verlag: Misty M. Beller Books 2020; ISBN-13: 978-1-942265-20-7

 

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